Beton-Seestadt: Wer privat mehr Grün will, den lässt Ludwig blechen
Ein Vorzeigeprojekt sollte es sein, das Pionierquartier in der Seestadt Aspern. Grünflächen, Pflanzen, Bäume – ein Ort zum Wohlfühlen war geplant. Graue Schotterwüsten und Beton sind es stattdessen geworden. Die Anwohner kümmern sich jetzt selbst um die Begrünung. Und müssen dafür die Stadt Wien bezahlen.
1700 Unterschriften finden sich unter einer Petition, die in ihrer Form wohl einzigartig ist. Die Bewohner rund um den Hannah-Arendt-Platz waren unzufrieden mit der Versiegelung, mit den vielen Staubflächen, mit der grauen Betonwüste, in der sie ihr Leben verbringen mussten. Zusammengeschlossen zum Verein „SeeStadtGrün“ nahmen sie ihr grünes Glück selbst in die Hand.
Jährliche Kosten muss der Verein selbst tragen
Sie fragten bei der Stadt Wien, ob sie eine Fläche von 600 Quadratmetern auf eigenen Faust begrünen dürften. Sie kauften Pflanzen, holten sich Schaufeln und Spaten, sattelten ein zum Blumengießen umgebautes Lastenrad und legten los. Aus Beton wurde eine grüne „Seestadt Lounge“ um die sich die Anrainer liebevoll selbst kümmerten. Die Stadt tat nichts dafür. Man habe sich darauf verständigt, dass „Flächen, die gärtnerisch gestaltet werden, von uns nicht berücksichtigt werden“, wird MA-28-Leiter Thomas Keller im ORF zitiert. Man schätze die Arbeit des Vereins, heißt es. So sehr, dass man die Kosten der auf öffentlichem Grund stehenden Hütte, in der unter anderem das Gießrad untergestellt ist, jährlich auf 500 Euro reduzierte.
Die Pioniere des Quartiers und ihr Traum vom Grün
Da der Verein aber natürlich keine Einnahmen hat, ist auch das noch viel Geld. Pläne zur weiteren Begrünung liegen damit auf Eis. Mit der oben bereits erwähnten Petition wollen die Seestädter die Stadt Wien nun in die Pflicht nehmen, die grauen Flächen zu begrünen und sich danach darum zu kümmern. Kurzum, es solle am Ende so aussehen, wie es im Masterplan des Pionierquartiers eigentlich vorgesehen war.
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