Was wie ein Spionagethriller klingt, ist bittere Realität: In Solar-Wechselrichtern chinesischer Hersteller haben US-Behörden verdächtige Kommunikationskomponenten gefunden. Diese könnten dazu dienen, Systeme aus der Ferne zu steuern – auch gegen den Willen der Betreiber.

Die Geräte, sogenannte Wechselrichter, wandeln den Gleichstrom von Solarpanels in netzkompatiblen Wechselstrom um. Sie sind in der Regel mit Kommunikationsschnittstellen ausgestattet, etwa für Wartungszwecke oder Software-Updates – oft über Mobilfunkverbindungen oder lokale Netzwerke.

Solaranlage in Spanien: Auch in Europa sind viele Photovoltaik-Anlagen mit Technik aus China ausgestattetGETTYIMAGES/Pablo Blazquez Dominguez

Laut einem exklusiven Bericht von Reuters haben US-Experten in mehreren dieser Wechselrichter jedoch nicht dokumentierte Kommunikationsmodule entdeckt. Zwei mit der Untersuchung vertraute Quellen berichten: Diese Module könnten vorhandene Firewalls umgehen und so unbefugten Fernzugriff ermöglichen – etwa, um die Einstellungen der Geräte zu verändern oder sie komplett abzuschalten.

„Das bedeutet im Grunde, dass ein eingebauter Mechanismus existiert, um das Netz physisch zu zerstören“, warnt eine Quelle.

Europa ebenfalls gefährdet?

Noch ist unklar, ob auch europäische Anlagen betroffen sind. Doch viele Solar- und Windparks in Großbritannien und Deutschland verwenden Technik mit Komponenten aus China. In britischen Solarpanels etwa stammen Teile aus unterschiedlichen Herkunftsländern – darunter auch China.

Der britische Schattenenergieminister Andrew Bowie forderte nun einen „sofortigen Stopp und eine umfassende Überprüfung“ der grünen Energiepläne. Auch in Deutschland wächst die Sorge. Philipp Schröder, Geschäftsführer des deutschen Unternehmens 1Komma5°, warnt: „Vor zehn Jahren hätte das Abschalten chinesischer Wechselrichter keine dramatischen Auswirkungen gehabt. Aber heute ist die kritische Masse deutlich größer.“ Chinas technologische Dominanz, so Schröder, werde mit dem globalen Ausbau der erneuerbaren Energien zunehmend zu einem strategischen Risiko – gerade in einer Phase wachsender geopolitischer Spannungen.

Die grüne Energiewende geht weiter. Trotz Warnungen wird der Ausbau fortgesetzt.GETTYIMAGES/Eloi Omella

Ausbau trotz Warnungen

Trotz aller Bedenken geht der grüne Umbau weiter. Großbritanniens Energieminister Michael Shanks kündigte an, Solaranlagen auf jedem geeigneten Dach installieren zu wollen – auch auf Supermärkten, Bürohäusern und Neubauten.

Dabei kontrollieren chinesische Hersteller wie Huawei, Sungrow und Ginlong Solis den Weltmarkt für Wechselrichter. Huawei allein lieferte 2022 rund ein Drittel aller weltweit eingesetzten Geräte.

Der Westen steht vor einer schwierigen Entscheidung: Wie sicher ist die Energiewende – wenn ein geopolitischer Gegner den Schalter in der Hand hält?