Kurz zuvor war bekannt geworden, dass sich Julian Assange (52) laut Gerichtsdokumenten mit der US-Justiz auf ein Schuldbekenntnis geeinigt hat. Das teilte das Ministerium am Montagabend (Ortszeit) in Washington mit.

Demnach habe der Wikileaks-Gründer mit dem US-Justizministerium eine Einigung erzielt, wonach er sich in dem Spionageskandal teils schuldig bekennen will und ihm im Gegenzug eine weitere Gefängnisstrafe in den USA erspart bleibt. Laut Gerichtsdokumenten hat der Australier zugestimmt, sich in einem einzigen Anklagepunkt der Verschwörung zur Beschaffung und Weitergabe von als geheim eingestuften US-Verteidigungsdokumenten schuldig zu bekennen. Ein Gericht muss die Einigung allerdings noch absegnen.

Assange soll den Plänen nach dazu bereits diesen Mittwoch vor einem Gericht in einem entlegenen US-Außengebiet erscheinen: auf den Marianeninseln. Die Inselgruppe liegt im Westpazifik, nördlich von Assanges Heimat Australien, und steht unter Hoheitsgewalt der USA. In einem Brief des US-Justizministeriums heißt es, es werde erwartet, dass sich Assange bei dem Gerichtstermin dort der Verschwörung zur unrechtmäßigen Beschaffung und Verbreitung von geheimen Unterlagen schuldig bekennen werde. Im Anschluss solle er nach Australien weiterreisen. US-Medien zufolge soll Assange zu gut fünf Jahren Haft verurteilt werden – die er aber bereits in Großbritannien verbüßt hat.

Auf X (vormals Twitter) zeigt Wikileaks, wie Assange am Montag nach seiner Freilassung in ein Flugzeug steigt. Demnach hat er britischen Boden bereits verlassen. Assange sitzt in einer VistaJet-Chartermaschine, wird am Mittag (Ortszeit) zunächst in Bangkok (Thailand) landen.

In einem Video rief die Ehefrau von Julian Assange dessen Unterstützer zur Hilfe für den Wikileaks-Gründer nach seiner Freilassung auf. “Wir beabsichtigen, einen Notfallfonds einzurichten für Julians Gesundheit und Genesung”, sagte Stella Assange (40) in dem Clip, der in der Nacht auf Dienstag auf YouTube veröffentlicht wurde. “Ich bitte Euch, wenn Ihr könnt, einen Beitrag zu leisten und uns beim Übergang in diese neue Phase der Freiheit von Julian zu helfen.” Das Video wurde den Angaben zufolge am 19. Juni aufgezeichnet. Darin steht Stella Assange vor dem Londoner Gefängnis Belmarsh, in dem Assange mehr als fünf Jahre inhaftiert war. Wikileaks-Chef Kristinn Hrafnsson sagt: “Wenn Ihr dies seht, heißt das, dass er draußen ist.”

Die US-Regierung wirft Assange vor, mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben. Assanges Unterstützer sehen ihn hingegen wegen der Aufdeckung von US-Kriegsverbrechen im Visier der Justiz aus Washington. Bei einer Verurteilung ohne eine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft könnten Assange wegen Spionage bis zu 175 Jahre Haft drohen.

Julian Assange auf dem Weg zu seinem Flugzeug.APA/AFP