Der 60. Tag im Ukraine-Krieg: Angriffe auf Bahnhöfe - kein "Durchbruch" der Russen
Seit 60 Tagen tobt Russlands Angriffskrieg in der Ukraine. Seit 60 Tagen heißt es für die Bevölkerung des überfallenen Landes: Durchhalten! Seit 60 Tagen sehen britische Geheimdienste “keinen großen Durchbruch” der Russen. Nun versuchen sie es mit der systematischen Zerstörung ukrainischer Infrastruktur.
In der West- und Zentralukraine sind nach ukrainischen Angaben am Montag in der Früh mehrere Raketen eingeschlagen. Dabei seien auch fünf Bahnhöfe getroffen worden, teilte der Chef der ukrainischen Eisenbahn, Olexander Kamyschin, auf dem Telegram-Kanal des Unternehmens mit.
Artilleriefeuer auf ukrainische Kräfte
Kamyschins Angaben nach ereigneten sich die Angriffe innerhalb von einer Stunde. Laut ihm mussten aus Sicherheitsgründen die Route und der Fahrplan von mehreren Zügen geändert werden. Zu möglichen Verletzten gibt es widersprüchliche Angaben. Über Raketenangriffe hatten auch die Behörden des westukrainischen Gebiets Lwiw und von Winnyzja, südwestlich von Kiew, berichtet.
Russland hat nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums noch keinen “bedeutenden Durchbruch” erzielt, seit es den Schwerpunkt seines Militäreinsatzes auf eine vollständige Besetzung des Donbass verlegt hat. Die Fortschritte seien bisher geringfügig ausgefallen. Der anhaltende ukrainische Widerstand in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol habe die Kampfkraft der russischen Truppen reduziert, hieß es am Montag.
Der ukrainische Generalstab teilte am Montag in seinem Lagebericht mit: “In Richtung Isjum – Barwinkowe und Isjum – Kramatorsk hat der Feind Sturmversuche unternommen, aber keinen Erfolg gehabt, dabei hat er die Ortschaften Welika Komyschuwacha, Wirnopillja und Nowa Dmytriwka beschossen.” Im Bereich Donezk und weiter südlich beschränkten sich die russischen Kampfhandlungen demnach vor allem auf starkes Artilleriefeuer auf die ukrainischen Stellungen. Einzig in der seit Wochen umkämpften Kleinstadt Popasna habe es weitere Sturmversuche gegeben. In der Stadt Mariupol sei das Stahlwerk Asowstal mit Bomben und Raketen beschossen worden, heißt es weiter. Zu eigenen Verlusten machte der Generalstab dabei keine Angaben. Die russische Seite soll 13 Panzer und darüber hinaus weitere Militärtechnik verloren haben.
Wiederholt Ziel von Raketenangriffen
Krywyj Rih, die Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, bereitet sich unterdessen auf einen Angriff russischer Truppen vor. Die ukrainischen Streitkräfte rechneten mit einer Offensive in den kommenden Tagen, schrieb der örtliche Militärchef Oleksandr Wilkul im Online-Dienst Telegram am Sonntag. Man habe mehrstufige Verteidigungslinien aufgebaut und versuche, Zivilisten aus gefährdeten Gebieten zu bringen.
Krywyj Rih ist unter anderem dank der Eisenerzförderung ein wichtiges Industriezentrum für die Ukraine. Die Stadt liegt zentral im Süden der Ukraine, nördlich von Cherson, das als erste große Stadt schon zu Beginn des Krieges von russischen Truppen besetzt wurde. In den vergangenen Wochen wurde die Stadt wiederholt Ziel von Raketenangriffen.
Das russische Vereidigungsministerium erklärte am Montag, 56 militärische Infrastruktur-Ziele in der Ukraine in der Nacht getroffen zu haben. Außerdem sei die Ölraffinerie zerstört worden. Die ukrainische Militärverwaltung des Gebiets Poltawa teilte mit, dass am Sonntagabend neun Raketen in der Raffinerie und einem Heizkraftwerk von Krementschuk eingeschlagen seien. Es gebe erheblichen Schaden an Gebäuden, die entstandenen Brände seien aber eingedämmt worden, schrieb Verwaltungschef Dmytro Lunin auf Telegram. Ein Mensch sei getötet, sieben weitere seien verletzt worden.
Two locations in the western #Russian city of #Bryansk where oil is stored were seen ablaze overnight on April 25, according to numerous open-source intelligence reports on social media platforms.
— KyivPost (@KyivPost) April 25, 2022
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