Besonders frappierend ist der Jungwählerzuspruch für Die Linke. Noch vor wenigen Wochen musste die weit links stehende Partei darum bangen, überhaupt in den Bundestag einzuziehen, am Sonntag erreichte sie schließlich 8,8 Prozent der Stimmen.

Demgegenüber schnitt die AfD im Kreis der Jungwähler und bei der Gesamtwählerschaft gleichermaßen gut ab. Unter den jüngsten Wählern erlangte sie 21 Prozent der Stimmen, mit Blick auf alle Wähler, die beim gestrigen Urnengang teilnahmen, kam sie auf 20,8 Prozent.

So unterschiedlich sie ideologisch auch sein mögen, was die beiden Parteien zweifelsohne gemein haben, ist ihr starke Präsenz in den sozialen Medien, vor allem auf der bei jungen Menschen populären Online-Plattform TikTok.

Alice Weidel und die AfD sind dank starker Präsenz in den sozialen Medien bei der Jugend populärGETTYIMAGES/Sean Gallup / Staff

Die Linke punktet vor allem bei jungen Frauen, die AfD insbesondere bei jungen Männern

Die Linke vermochte vor allem in den Städten und bei jungen Frauen zu punkten. In der deutschen Hauptstadt Berlin etwa erwuchs sie zur stärksten Kraft. Beobachter führen dies vor allem auf die junge Co-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek zurück, die in der TikTok-Welt mit Hunderttausend Followern ein Star ist.

Die AfD hingegen ist vor allem in den ostdeutschen Bundesländern eine Macht, und dort vor allem bei jungen Männern höchst beliebt. Wie der Politologe Stefan Marschall gegenüber der “Welt” erklärt, spricht die AfD Themen an, die “für bestimmte Gruppen junger Männer besonders relevant sind”, etwa Migration und Sicherheit.

Das zukünftige Wahlverhalten der jungen Wählerschaft lässt sich dennoch nicht vorwegnehmen. Marschall erklärt, dass junge Wähler “sehr mobil” seien und “häufiger ihre Parteipräferenz” wechselten – “von Wahl zu Wahl”. Das liege daran, dass sie “noch keine starke Parteienbindung entwickelt haben”.

Während Die Linke und die AfD bei den 18- 24-jährigen Wählern auf 27 und 21 Prozent kamen, erreichten die Unionsparteien CDU/CSU (Wahlgewinner der Bundestagswahl) in diesem Kreis lediglich zwölf, die SPD elf und die Grünen zehn Prozent. Die liberale FDP und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), die beide den Einzug in den Bundestag verfehlten, erlangten bei den jüngsten Wählern jeweils sechs Prozent.