Doch keine Truppen nach Kiew: 400 Briten jetzt für den Balkan
Britische Truppen sollten in die Ukraine geschickt werden – diese Ankündigung sorgte nicht nur in Russland für Wirbel. Nach heftiger Kritik macht London jetzt zumindest vorerst einen Rückzieher. Stattdessen beteiligen sich die Briten nun verstärkt am NATO-Einsatz im Kosovo.
Großbritannien erhöht angesichts der Spannungen zwischen Serbien und Kosovo seine Präsenz im Rahmen der NATO-geführten Friedensmission KFOR. Wie das Verteidigungsministerium in London am Sonntag mitteilte, sollen 200 zusätzliche Soldaten das bisher 400 Mann starke britische Kontingent als Teil einer jährlichen Übung im Kosovo verstärken. Man komme damit einer entsprechenden Anfrage des Verteidigungsbündnisses nach, hieß es in der Mitteilung.
Sicheres Umfeld aller Menschen im Kosovo soll gewährleistet werden
Unter dem Kommando der NATO und an der Seite anderer alliierter Streitkräfte werden die britischen Streitkräfte zur Verfügung stehen, um Operationen im Einklang mit dem KFOR-Mandat zur Aufrechterhaltung eines sicheren Umfelds und der Freizügigkeit aller Menschen im Kosovo durchzuführen, schreibt das britische Verteidigungsministerium.
Damit einher geht ein Rückzier der Ankündigung, Truppen in die Ukraine zu entsenden. Großbritanniens Verteidigungsminister Grant Shapps hatte dies zuvor in Aussicht gestellt. Im Interview mit der Zeitung The Telegraph sagte Shapps, er habe darüber mit der Armeeführung über die Verlegung einer offiziellen, von Großbritannien geführten Trainingsmission für ukrainische Soldaten direkt in die Ukraine gesprochen. Das sorgte im Westen für heftige Kritik. Moskau drohte mit Konsequenzen.
Auch Berlin will Truppen aufstocken
In Deutschland haben sich unterdessen Vertreter der deutschen Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP ebenfalls für eine Aufstockung der Bundeswehrkräfte im Rahmen von KFOR ausgesprochen. “Deutschland sollte in Absprache mit den Verbündeten schnell prüfen, ob das KFOR-Mandat komplett ausgefüllt wird, und weitere Soldaten in den Kosovo entsenden”, sagte der Grünen-Politiker Anton Hofreiter, Vorsitzender des Europaausschusses im Bundestag, dem Magazin “Spiegel” laut Mitteilung vom Sonntag. Aus den Reihen der SPD forderte Außenpolitiker Adis Ahmetovic, das KFOR-Mandat mit mehr Streitkräften zu versehen.
Dem “Spiegel” zufolge hat die Bundeswehr derzeit 85 Soldaten im Kosovo stationiert. Das zuletzt im Mai vom Bundestag verlängerte Mandat sieht bis zu 400 Einsatzkräfte vor. “Da ist also, ohne das Mandat verändern zu müssen, noch deutlich Luft nach oben”, sagte Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag. “Sollte es also erforderlich werden, werden wir auch mehr dorthin verlegen.”
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