Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) äußerte sich nach der Bekanntgabe der Hochrechnung zur Burgenland-Wahl erleichtert und sagte, ihm sei ein „Stein vom Herzen gefallen“. Obwohl das Ziel, 18 Mandate zu halten und eine Landesregierung ohne die SPÖ zu verhindern, nicht erreicht wurde, betonte er, dass das erzielte Ergebnis für die Sozialdemokratie in Österreich und darüber hinaus einzigartig sei. Dies sei ein Grund, stolz zu sein, so der Landeshauptmann in der ORF-Spitzenkandidatenrunde.

Doskozil will Partner mit Moral

Der Landeshauptmann, der voraussichtlich im Amt bleibt, beabsichtigt, Gespräche mit allen drei potenziellen Koalitionspartnern – FPÖ, ÖVP und Grünen – zu führen, um die größten Übereinstimmungen auszuloten. Auch im „ZIB2“-Interview wollte er sich nicht festlegen. „Alle wollen mit Ihnen, aber mit wem wollen Sie denn“, fragte ZIB2-Moderatorin Margit Laufen nach. „Es hängt jetzt von den Gesprächen ab“, so Doskozil und betonte lediglich, dass er in einer Regierungskoalition Kompromissbereitschaft erwarte und dass eine „gewisse Moral in der Politik“ gewahrt werden müsse. „Es werden schwierige Jahre auf uns zukommen“, da müsse man an einem Strang ziehen können. „Da darf es nicht passieren, dass sich Koalitionspartner gegenseitig bekämpfen“, so der Landeshauptmann.

Die SPÖ von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil verlor die absolute Mehrheit, blieb aber mit deutlichem Abstand auf dem ersten Platz.APA/HELMUT FOHRINGER

Auf eine entsprechende Nachfrage nach der angesprochenen „Moral“ erklärte Doskozil, dass es ihm beispielsweise um das Verhalten im Falle eines gerichtlichen Konflikts, wie beispielsweise bei einer Anklage, gehe. Er betonte, dass dies „ein Stück weit anders als auf Bundesebene“ gehandhabt werden müsse. Bei der Suche nach Übereinstimmungen gehe es darum, das beste Programm aus der Sicht der SPÖ für das Burgenland auf die Beine zu stellen und „ehrliche Politik zu machen“. „Wenn es gelingt, in diesen Sachfragen und moralischen Fragen eine Einigung zu erzielen, dann wird das der zukünftige Koalitionspartner sein“, so Doskozil. Bei der Suche nach Gemeinsamkeiten nannte er die FPÖ in Bezug auf Asyl und Migration sowie die Grünen hinsichtlich der Energiepolitik.

Babler-Auftritt „war nicht unser Wunsch“

Während des Wahlkampfes bekam die SPÖ-Burgenland keine Unterstützung von SPÖ-Chef Andreas Babler. Auf Nachfrage der ZIB2-Moderatorin, ob Doskozil sich mehr Unterstützung von der Bundes-SPÖ gewünscht hätte, antwortete er: „Das war nicht unser Wunsch, und daher war es für uns durchaus in Ordnung. Es hat so gepasst“, betont Doskozil. Babler und er hätten „unterschiedliche Programme“ und zu vielen Themen „unterschiedliche Zugänge“, so Doskozil, der hinzufügt: „Jeder muss in seinem Bereich die Verantwortung übernehmen.“ Für die Misserfolge der SPÖ-Bundespartei macht Doskozil das verlorene Vertrauen der Menschen in die Politiker und deren mangelnde Glaubwürdigkeit verantwortlich. Er betont, dass Politiker oft nicht in der Lage sind, Lebensrealitäten und schwierige Situationen zu erkennen.