Drama um Kriegsgefangene aus Mariupol: "Ich will nur meine Frau wiedersehen"
Das Schicksal jener beiden Briten, die in Mariupol auf der Seite der Ukraine kämpften und von russischen Soldaten in Mariupol gefangen genommen wurden, bewegt weiterhin. Nachdem Russland sie als Spielsteine einsetzt und zum Tausch gegen Putins Freund Medwetschuk anbot, kämpfen ihre Familien verzweifelt um das Leben der beiden Söldner.
Während Russland seine Großoffensive in der Ostukraine gestartet hat und sich der Kampf um Mariupol immer dramatischer gestaltet, entwickelt sich auch um den möglichen Austausch von Kriegsgefangenen zwischen Russland und Ukraine zum Krimi. Nachdem sowohl Russland als auch die Ukraine am Montag beinahe zeitgleich Videos von Gefangenen veröffentlichten, die um einen Tausch ihrer Selbst baten, bleibt ihr Schicksal ungewiss (der eXXpress berichtete).
Während die Ukraine mit Wiktor Medwetschuk, einem Unternehmer und engen Freund Wladimir Putins, eindeutig das “wertvollere” Pfand in ihrer Gewalt zu haben scheint, steigt die Sorge um jene beiden britischen Soldaten, die bis vor wenigen Tagen an der Seite der Ukraine in Mariupol kämpften: Sie wurden zwar nun von Russland zum Tausch gegen Medwetschuk angeboten, doch die Ukraine weiß um den “Wert” des Oligarchen und will mehr – sie fordert die Sicherheit der verbliebenen Verteidiger Mariupols und aller Ukrainer, die sich noch dort befinden.
Für die beiden Briten könnte ein Tausch gegen Medwetschuk wiederum die einzige Chance sein: In den vom russischen Staatsfernsehen veröffentlichten Aufnahmen wirken die britischen Söldner eingeschüchtert, müde – und vor allem Pinner, dem älteren der beiden, sieht man die Strapazen an. Auch wenn er in den Aufnahmen erklärt, dass er die Situation, in der er und Aslin sich befinden “komplett verstehe” und angeblich relativ “gut” behandelt worden sei – sie hätten “Wasser und Kost” bekommen – bittet er inständig um den Austausch seiner selbst und seines Kollegen gegen Medwetschuk. Dabei äußert er, der bereits in vorigen Meldungen betont hatte, nach Hause zu wollen, einen herzzerreißenden Wunsch: “Ich möchte nur meine Frau wiedersehen. Bitte, lasst sie mich wiedersehen”
Pinners Familie kämpft indessen verzweifelt um das Leben des Briten, der seit 2018 in der Ukraine lebt. Bereits kurz nachdem bekannt wurde, dass der 48-jährige Brite sich in Kriegsgefangenschaft befindet, veröffentlichte seine Familie ein Statement, in dem sie erklären, dass Shaun – im Gegensatz zu russischen Behauptungen – kein Söldner, sondern ein Freiwilliger sei. Er sei sehr wohl ein Berufssoldat, der lange Jahre seinen Dienst für das britische Militär versehen hatte und unter anderem in Nordirland und Bosnien Herzegovina stationiert war, bevor er in die Ukraine kam.
Dort lernte er auch seine Frau Larysa kennen. Larysa Pinner ist eine Ukrainerin, die sich begeistert für humanitäre Zwecke einsetzt – auch schon vor dem Krieg, erzählte seine Familie. So sei es für ihn selbstverständlich gewesen, für ihr Heimatland und seine Wahlheimat zu kämpfen.
In Reaktion auf das neue Filmmaterial erklärte Cassandra Pinner, Shauns Schwester, dass seine Familie die Videos gesehen habe und sich in Gesprächen über einen Gefangenenaustausch befinde – allerdings nicht für Medwetschuk. Eine Quelle des britischen Innenministeriums verurteilte indessen “die Ausbeutung von Kriegsgefangenen für politische Zwecke”.
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