Die Kunststudenten der Akademie der bildenden Künste in Wien fürchten sich vor einer möglichen FPÖ/ÖVP-Regierung. Studentenvertreter der „Österreichischen Hochschüler_innenschaft“ (ÖH) denken, dass, sollte dieser Fall eintreffen, es „Massenabschiebungen“ und „weitere Repression politischen und künstlerischen Engagements“ geben werde. Dies führe dazu, dass künftig „an Universitäten kein freies Arbeiten mehr möglich“ sei, sagen sie gegenüber „Mein Bezirk“.

Deshalb starteten die Studenten ihre Tage der offenen Tür (auch als Rundgang bezeichnet) am Donnerstagnachmittag mit einem Protest vor der Akademie am Schillerplatz (erster Bezirk) gegen eine blau-schwarze Regierung. „Kunst und Bildung als Träger einer demokratischen Gesellschaft dürfen durch die bevorstehende Rechtsregierung nicht weiter eingeschränkt werden”, fordert die Studierendenvertretung. Das Rektorat setzte man von der spontanen Programmänderung zur Kenntnis.

ÖH: „Unaufrichtiges und autoritär agierendes Rektorat“

Für die Kundgebung hängten die Studenten ein Banner mit der Aufschrift „Stopp FPÖVP“ an der Fassade des Hauptgebäudes auf. Laut einer Presseaussendung der ÖH hatte das Rektorat den Studenten versichert, dass Plakat während der Tage der offenen Tür aufhängen zu dürfen. Es kam jedoch anders: Das Banner wurde gleich am Donnerstag entfernt. Auf Nachfrage habe sich das Rektorat entschuldigt und erklärte: „Es habe sich um ein Missverständnis gehandelt.“ Kurzerhand wurde das Plakat abermals aufgehängt. Doch: Es wurde abermals vom Rektorat entfernt und das Wiederaufhängen mit Verweis auf Sicherheitsbedenken untersagt.

„Ein unaufrichtiges und autoritär agierendes Rektorat kann von den Studierenden nicht akzeptiert werden!“, kommentiert die ÖH den Vorfall in ihrer Presseaussendung.

Rektorat: Abnahme aufgrund schlechter Wettervorhersagen

Exxpress fragte bei der Akademie der Künste nach, wie das Rektorat den Fall beurteilt. Das Banner musste, so das Rektorat, aufgrund der Wettervorhersage für Sonntag am Ende der Öffnungszeiten des Rundgangs abgenommen werden. „Die Größe des Transparents hätte bei den prognostizierten Windböen eine enorme Windangriffsfläche geboten. Da aus diesem Grund eine sichere Hängung im Außenraum nicht möglich war, und um zu verhindern, dass sich Personen bei der Montage selbst in Gefahr bringen, hat das Rektorat seine sicherheitstechnische Verantwortung wahrgenommen und das Transparent abhängen lassen“, heißt es gegenüber Exxpress.

150 Künstler gegen FPÖ

Für mediales Aufsehen sorgte ein offener Brief gegen eine mögliche FPÖ/ÖVP-Regierung von rund 150 österreichischen Kunst- und Kulturschaffenden, den unter anderem die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek unterzeichnete. Die Autorin trat in der Vergangenheit oft als Rednerin auf Demonstrationen gegen die FPÖ auf. „Ich höre ein Ungeheuer atmen, ich höre, wie der Atem der Demokratie schwächer wird“, verkündete vor ungefähr einem Jahr auf einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus vor dem Parlament.

Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek.IMAGO/TT

Unterzeichner des offenen Briefes sind auch die Schauspielerin Erika Pluhar, Ex-Burgtheaterdirektor Martin Kušej, die Autoren Eva Menasse, Monika Helfer, Vladimir Vertlib oder der TV-Regisseur David Schalko.

„Die FPÖ ist in keiner Regierungskonstellation tragbar“, steht in der Erklärung. Kunst und Kultur gehörten zu den „seit 30 Jahren gepflegten Feindbildern der FPÖ“. Die Partei strebe eine „Ein-Parteien-Diktatur“ an

Woher kommt die Angst einiger Künstler und Kunststudenten, eine FPÖ/ÖVP-Regierung könne Kunst gefährden beziehungsweise deren staatliche Förderungen einstellen? Das hat unter anderem mit dem Wahlprogramm der Freiheitlichen zu tun.

FPÖ: Mehr staatliche Förderungen für „Landeskultur“

Dort wird unter dem Titel: „Können fördern statt Staatskünstler subventionieren“ ersichtlich, wie die FPÖ zur Kunst steht. Sie stellt klar, dass es ihr vor allem um die Förderung „heimischer Musikverbände, Chöre und Musikkapellen“ geht. Für diese Spate fordert sie eine Erhöhung der staatlichen Förderungen. Es geht der Partei darum, die „Landeskultur“ zu stärken. Das Geld soll für die „Bewahrung der heimischen Kultur“ verwendet werden. „Das abendländische Erbe Österreichs ist von Weltruhm und verdient die größte Wertschätzung“, steht im Wahlprogramm.

„Sogenannte Staatskünstler“, die kaum etwas außer die „richtige Gesinnung“ aufzuweisen haben, sollen laut der FPÖ nicht gefördert werden.

Die Blauen wollen die Ausgaben für Kulturschaffende „kritisch unter die Lupe“ nehmen. Es gehe nicht, schreiben sie, dass Künstler, die sich in der Covid19-Krise maßnahmenkritisch äußerten, „von der Kulturschickeria wie Aussätzige“ behandelt wurden, „woke Events“ – darunter fällt für die Blauen der „Song Contest“ oder die „Wiener Festwochen“ – hingegen üppig finanziert werden.