Es reicht ihnen: Alle Frauen streiken – in Island
Einen Tag lang legten zehntausende isländische Frauen ihre Arbeit nieder, darunter auch die Premierministerin. So wollen sie auf die nach wie vor bestehende Ungleichheit und auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen. Allerdings gilt Island als das Land mit der weltweit höchsten Gleichstellung der Geschlechter.
Sogar die Premierministerin Katrin Jakobsdottir streikte. Gemeinsam mit zehntausenden weiteren Frauen legte sie einen ganzen Tag die Arbeit nieder und nahm am Protest im Zentrum von Reykjavik teil. Die Teilnehmerinnenzahl ist bemerkenswert hoch, schließlich hat das Land weniger als 400.000 Einwohner. Die Wirtschaft stand teils still. Noch etwas anderes ist aber bemerkenswert: Gemäß dem Weltwirtschaftsforum ist Island das Land mit der höchsten Gleichstellung der Geschlechter weltweit. „Hier wird auf hohem Niveau gejammert“, werden manche Beobachter denken.
Österreich nur auf Platz 47
Gemessen an den wirtschaftlichen Möglichkeiten, dem Bildungsniveau, den Gesundheitsergebnissen und politischer Führung ist das Land in puncto Gleichstellung Weltspitze, und zwar seit 14 Jahren. Laut dem Global Gender Gap Index des Forums hat das Land 91,2 Prozent seines Geschlechtergefälles geschlossen, wobei 100 Prozent für volle Gleichstellung stehen. Die USA gelangen auf 75 Prozent. Deutschland belegt mit 82 Prozent Platz sechs, Österreich mit nur 74 Prozent Platz 47.
Bereits 1975 verließen 90 Prozent der Isländerinnen ihren Job für einen Tag
Die isländischen Frauen wollten mit ihrem Streik auf das geschlechtsspezifische Lohngefälle, die ungleiche Belastung durch unbezahlte Arbeit im Haushalt und Gewalt, von der Frauen immer noch unverhältnismäßig stark betroffen sind, aufmerksam machen.
Der Tag erinnert an das Jahr 1975, als 90 Prozent der weiblichen Arbeitskräfte der Insel zum ersten Mal ihren Job verließen und ihre Kinder ihren Vätern übergaben, um ihnen die Bedeutung ihrer Arbeit, sowohl der bezahlten als auch der unbezahlten, vor Auf zu führen.
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