Während Europas Wirtschaft schwächelt, erlebt eine Branche ihr größtes Comeback seit Jahrzehnten: die Rüstungsindustrie. Die großflächige Waffenproduktion ist plötzlich wieder salonfähig – und vor allem: lukrativ.

Seit dem Ukrainekrieg läuft das Geschäft mit dem Krieg auf Hochtouren. Aktienkurse explodieren, Politiker investieren mit Insiderwissen (!), und selbst Ethikfonds drücken ein Auge zu. Das neue Motto scheint zu sein: „Je mehr Krise, desto besser“, schreibt Libratus-Herausgeberin Gudula Walterskirchen – und das nicht zum ersten Mal.

Schon während der Corona-Pandemie verdienten sich manche Unternehmen eine goldene Nase. „Nach der Pharma- wird nun in der Rüstungsindustrie das große Geld verdient“, schreibt Walterskirchen (siehe: „Wer am Krieg verdient“). Der Boom sei beispiellos.

Techniker des deutschen Rüstungsunternehmens und Automobilzulieferers Rheinmetall montieren einen Leopard 2A4-Kampfpanzer.APA/AFP/Axel Heimken

Rüstungsaktien gehen durch die Decke

Jahrelang galten sie als moralisch anrüchig – heute sind sie an den Börsen gefragter denn je. Walterskirchen erwähnt zahlreiche Beispiele, unter anderem Rheinmetall. Seit Kriegsbeginn ist der Aktienkurs von 100 auf 1.200 Euro gestiegen, „Tendenz weiter steigend“. Für 2025 wird ein Umsatzplus von 40 Prozent erwartet. Die französische Rüstungsfirma Thyssenkrupp erhielt einen Auftrag von mehr als 1,5 Milliarden Euro.

Libratus-Herausgeberin Gudula Walterskirchen (Bild): „In der Rüstungsbranche herrscht Goldgräber-Stimmung.“EXXPRESS/EXXPRESS

Wetten auf den Krieg

Der große Reibach finde jedoch nicht nur an den Börsen statt. Walterskirchen verweist auf Differenzkontrakte – Wetten auf steigende oder fallende Kurse, ganz ohne echte Aktien.

„Die ‚heißesten Wetten‘ seit Bekanntwerden der enormen Investitionen im ‚Rearm Europe‘-Projekt betreffen die Rüstungsindustrie“, heißt es bei Libratus.

Leopard-2-Panzer: Die Nachfrage steigt.APA/AFP/POOL/FABIAN BIMMER

Politik, Beratung, Industrie: Verfilzt?

Auch andere Verbindungen, auf die Walterskirchen verweist, werfen Fragen auf: Der Ex-McKinsey-Berater Gundbert Schef war einst im Verteidigungsministerium unter Ursula von der Leyen tätig. Heute leitet er das Rüstungs-Start-up Helsing, das Kampfdrohnen liefert – und erhielt einen Milliardenauftrag anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz.

Zeitgleich veröffentlichte McKinsey eine Analyse, wie sich mit digitalen Rüstungstechnologien große Gewinne erzielen lassen. Walterskirchen kommentiert trocken: „Somit spielt man einander die Bälle zu.“

Politik, Beratung, Industrie: Verfilzt?

Wer frühzeitig vom EU-Programm „Rearm Europe“ wusste, konnte kräftig verdienen. Während die Politik von Sicherheit spricht, rollt im Hintergrund der Rubel – pardon: der Euro. Die Rüstungsindustrie lebt – und wie.

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