
Ex-EU-Kommissions-Präsident: "Bringt nichts, Trump wie einen Idioten zu behandeln"
“Es bringt nichts, Trump wie einen Idioten zu behandeln.” Jean-Claude Juncker pflegt angesichts der neuen US-Präsidentschaft Donald Trumps einen pragmatischen Ansatz.
“Man darf nicht so tun, als ob er ein Leichtgewicht wäre, auch wenn seine Einlassungen manchmal erratischer Natur sind. Sein neues Umfeld wird ihn schon davon abhalten, Dinge zu tun, die nicht in die internationale Landschaft passen”, meint der Ex-EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gegenüber “OÖ Nachrichten” und “SN”.
Im Hinblick auf seine eigenen Begegnungen mit Trump erinnert sich Juncker: “Trump hatte über Europa verschrobene Vorstellungen. Er dachte, dass die EU ein Konstrukt sei, um Amerika zu bekämpfen und ihm zu schaden, vor allem unter dem Einfluss der Deutschen. Man musste ihm geduldig erklären, dass das falsch ist.” Wie sein Rezept dazu lautet? “Man muss ihm mit Respekt begegnen und in Gesprächen mit ihm immer darauf achten, was ihn innenpolitisch bewegt. Er ist ein Innenpolitiker, der sich manchmal auch in der Außenpolitik verirrt, weil er innenpolitische Maßstäbe an seinem Miteinander mit anderen Staaten anlegt.”
Trump, so Juncker, “ist nicht taub, wenn man mit ihm redet. Aber man muss manchmal laut reden.” Was die rüde vorgetragenen Ansprüche etwa auf Grönland betrifft, gibt sich Juncker ebenfalls gelassen: “Dass er mit militärischer Intervention droht, wird ihm ja von seinen Beratern als Idee ausgetrieben werden, falls er das wirklich ernst meint – weil Dänemark ein NATO-Partner ist. Und ein NATO-Partner kann keinen anderen NATO-Partner angreifen. Da gibt es genug Leute in Washington, die Stopp sagen.”
"Nicht happy über Österreich"
Was die aktuellen heimischen Entwicklungen anbelangt, zeigt sich Juncker weniger entspannt: “Ich bin nicht happy über das, was in Österreich passiert. Aber die Österreicher sind verantwortlich für eigenes Tun. Und ich hoffe, dass sie in Europa nach wie vor eine positive Rolle spielen, obwohl ich da erhebliche Zweifel hege.” Sein Ratschlag an etwaige heimische Politiker, die sich die Blockadepolitik beim ungarischen Premier Viktor Orban abschauen wollten: “Meine Erfahrung ist, Orban inklusive: Wer sich zuhause aufbläst, verliert in Europa schnell an Gewicht.”
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