
Ex-NATO-General: „Putin und Trump wurden dämonisiert, jetzt sind sie unsere letzte Hoffnung auf Frieden!“
In einer ServusTV-Debatte stand die Ukraine im Fokus. Was sagen Militärexperten zu einem möglichen Weltkrieg, nordkoreanischen Truppen und dass Donald Trump den Krieg binnen 24 Stunden beenden möchte?

Russland intensiviert seine Angriffe in der Ukraine, verstärkt durch nordkoreanische Truppen, während die USA mit hochmodernen Waffenlieferungen und Anti-Personenminen Gegenangriffe ermöglichen. Experten warnen vor einem möglichen Weltkrieg.
Zugleich verspricht der künftige US-Präsident Donald Trump, den Konflikt in der Ukraine binnen 24 Stunden zu beenden – doch wie realistisch ist dieser Plan?
Diese Themen wurden in einem „Talk-Special“ von „ServusTV“ diskutiert. Eingeladen war der Ex-General Harald Kujat, ehemaliger Vorsitzender des NATO-Militärausschusses, und Markus Reisner, Militäranalyst und Leiter der Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie.
Der bisher härteste Kriegswinter steht bevor
Nach 1000 Tagen Konflikt nimmt der Krieg in der Ukraine nun eine Wendung, die im Zusammenhang mit der russischen Sommeroffensive steht. Die Russen rücken in der Ostukraine immer mehr vor. Markus Reisner ist überzeugt: Der bisher härteste Kriegswinter steht bevor.
Zu den Streitkräften aus Nordkorea, die Putin unterstützen, sagt er: „Mit dem Einsatz der nordkoreanischen Streitkräfte will Russland zeigen: Wir haben die besseren Verbündeten als ihr im Westen“. Es sei aber vor allem ein symbolischer Akt, denn 12.000 Soldaten – im Vergleich zu 650.000 russischer Soldaten – seien nicht viele.
„Der Ukraine gehen faktisch die Leute aus“
Dann sagt der Leiter der Offiziersausbildung, was in dieser Situation die Aufgabe des Westens seiner Meinung nach wäre: „Man muss die Ukraine so unterstützen, dass sie zumindest in einer Verhandlungssituation eine Lösung erzielen kann, die zu ihren Gunsten ist. Dazu braucht sie die Unterstützung des Westens und auch die Unterstützung, die notwendig ist, um Russland in Zaum zu halten. Weil wenn es zu einem Zusammenbruch kommt, steht Russland womöglich in der Westukraine“. Der Ukraine gingen faktisch die Soldaten aus.
Harald Kujat wiederrum erklärt, was beide Länder, die Ukraine und Russland, fordern: „Das Ziel der Ukraine war es, die territoriale Integrität in den Grenzen von 1991 wieder herzustellen“. Er stellt fest: „Das ist nicht gelungen, das wird auch nicht gelingen“.
Russland wolle Sicherheitsgarantien haben gegenüber der NATO. Die Frage sei: Was kann Russland erwarten, was kann die Ukraine erwarten, hinsichtlich Sicherheitsgarantien? In der Ukraine werde immer mehr diskutiert, ob Sicherheitsgarantien nicht wichtiger seien als die Wiederherstellung der territorialen Integrität.
Darauf angesprochen, ob Markus Reisner als „Mann des Militärs“ Angst vor einem Weltkrieg habe, antwortet er: „Nein“. Oft sei das, was man medial erfährt, nicht deckungsgleich mit dem, was hinter den Kulissen ablaufe.
Der Herbst 2022 war eine verpasste Chance auf Friedensverhandlungen
Als „tragisch“ bezeichnet Reisner die Situation im Herbst 2022. Damals hätte es zu Friedensverhandlungen kommen können. Im Sommer / Herbst 2022 sei die Ukraine am Höhepunkt ihrer Erfolge gewesen. Beide Seiten – Russland und Ukraine – haben circa 140.000 Mann verloren. Der damalige US-Generalstabchef habe einen eindeutigen Fingerzeig gemacht in Richtung Verhandlungen. Darauf ist die Ukraine aber nicht eingegangen.
Kujat erklärt die russischen Interessen. Moskau möchte einen Krieg mit der NATO vermeiden und wünsche sich eine Pufferzone, die ein unmittelbares Zusammentreffen zwischen Russland und den NATO-Staaten verhindert. Dieses Ziel verfolgten sie seit Mitte der 1990er Jahre.
Reisner: Putin werde nachgeben
Dann wurde die große Frage diskutiert: Wird Donald Trump Frieden schaffen? Kujat sagt: „Putin und Trump wurden dämonisiert, jetzt sind sie unsere letzte Hoffnung auf Frieden!“. JD Vance, der künftige Vizepräsident, formulierte den Friedensplan folgendermaßen aus: Die Front einfrieren, eine demilitarisierte Zone links und rechts der Front einrichten, Gebiete, die Russland besetzt hat, kommen zu Russland, die Ukraine wird nicht der NATO beitreten und sie wird Russland gegenüber ihre Neutralität erklären. Die Überwachung der demilitarisierten Zone, dass müssten aber die Europäer machen.
Reisner stellt fest: „Man kann klar sagen, dass der Richtungspunkt erkennbar ist und die Großmächte diesen Krieg zu Ende bringen wollen“. Präsident Trump werde alles tun, eine Lösung zu finden, in der die USA gesichtswahrend herauskommen wird. Dass dies in 24 Stunden möglich sei, hält der Militärexperte für unwahrscheinlich. Putin werde nachgeben, denkt er. Zum Schluss sagt Reisner klar: „Entscheiden wird die Situation in der Ukraine die USA“.
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