Vizepräsidentin und Kandidatin für die kommende US-Präsidentschaftswahl Kamala Harris reitet auf einer Zustimmungswelle, die sie in den landesweiten Werten aktuell vor Donald Trump platziert. Allerdings ist dieser Vorsprung gering – und vor allem wird die Wahl nicht durch die landesweiten Ergebnisse entschieden, sondern durch die Ergebnisse in den einzelnen US-Staaten.

Auch das Schicksal der früheren Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton sei eine Warnung für Harris und die Demokraten: Clinton lag in den Umfragen vor der Wahl 2016 klar vorn, holte dann auch landesweit rund 2,9 Millionen Stimmen mehr als Trump – und verlor trotzdem, wegen ihrer Niederlage in den Ausschlag gebenden Schlüsselstaaten.

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Dennoch ist beeindruckend, wie schnell Harris im Vergleich zu Biden in den Umfragen zugelegt hat: Laut der Website “RealClearPolling” lag Biden zum Zeitpunkt seiner Rückzugserklärung am 21. Juli im Schnitt der landesweiten Umfragewerte 3,1 Prozentpunkte hinter Trump. Harris hingegen lag demnach vor Beginn des Demokraten-Parteitags am Montag in diesem Mittelwert 1,5 Punkte vor dem Rechtspopulisten.

Alles-oder-nichts-Regel

Dass aber die Präsidentschaftswahl trotz landesweiter Stimmenmehrheit verloren gehen kann, liegt an der Alles-oder-nichts-Regel in den allermeisten der 50 US-Staaten. Die Staaten entsenden im indirekten US-Wahlsystem die Wahlleute in das Gremium, das letztlich das neue Staatsoberhaupt wählt. Die Wahlleute werden aber in 48 US-Staaten nicht proportional zum Stimmenanteil der jeweiligen Kandidaten verteilt. Vielmehr bekommt der Gewinner alle Wahlleute zugeschlagen.

APA/Brendan SMIALOWSKI