Für politische Parteien werden Social-Media-Auftritte immer wichtiger. Wahlkämpfe finden nicht mehr an Stammtischen oder auf der Straße statt, sondern spielen sich mehr und mehr auf Facebook, Instagram und TikTok ab.

Kandidaten, die einen guten Auftritt in den Sozialen Medien hinlegen, schneiden bei einer Wahl oft besser ab als prognostiziert wurde. Eine schwächere Präsenz in den sozialen Medien ist oft ein Grund für ein schlechteres Wahlergebnis, sagt der Geschäftsführer der Social-Media-Marktforschungsagentur BuzzValue, Markus Zimmer, gegenüber „Wien heute“. „Social Media ist ein mächtiges Werkzeug zur Mobilisierung“, bestätigt er.

SPÖ Wien ist Spitzenreiter in sozialen Medien

BuzzValue bewertet die Wahlkampf-Auftritte auf Facebook & Co. der Parteien und Spitzenkandidaten vor Wahlen. Jetzt hat sie die Sozialen-Medien-Interaktionen der Wiener Landtagsparteien im Blick auf die Gemeinderatswahlen am 27. April unter die Lupe genommen. Im Jahr 2024, inklusive Jänner 2025, wies die SPÖ Wien mit Spitzenkandidat Michael Ludwig die meisten Interaktionen (966.000) und höchsten Followerzahlen (279.000) auf. Dahinter kommt mit einigem Abstand die FPÖ Wien mit Spitzenkandidat Dominik Nepp (324.000 Interaktionen, 155.000 Follower). Den dritten Platz belegen die Grünen. Schlusslicht mit schwachen Zahlen ist die Wiener Volkspartei. Sie hat nur 105.000 Interaktionen und 25.000 Follower.

Die Auswertung der Social-Media-Marktforschungsagentur BuzzValue.Screenshot / wien.orf.at

Dies sei ein interessantes Phänomen, meint Zimmerer von Buzz Value, denn: Auf Bundesebene dominiert die FPÖ in den sozialen Medien, im Gegensatz zur Bundeshauptstadt. Hier ist die SPÖ Spitzenreiter, was laut Zimmerer an Michael Ludwig als „zentrales Gesicht“ des roten Wahlkampfes liegt.

Facebook am wichtigsten, TikTok heikel

Der wichtigste Kanal für die Wählermobilisierung sei nach wie vor Facebook. Hier könne man inhaltlich tiefere Inhalte posten. Bei Instagram spiele der visuelle Auftritt eine entscheidende Rolle und eignete sich für schnelle, emotionale Inhalte. Dort tummelt sich die jüngere Wählerschicht. TikTok wird vor allem von der Generation Z bevölkert, also den nach 1996 Geborenen. Hier müssten Inhalte kreativ und humorvoll sein. Gerade TikTok sei allerdings kein Selbstläufer, warnt der BuzzValue Geschäftsführer. Videos können hier schnell als peinlich – „cringe“ in der Jugendsprache – wahrgenommen werden. Es sei ein schmaler Grat zwischen Authentizität und Übertreibung.

ÖVP-Wien-Chef Karl Mahrer probiert sich auf TikTok

Wer sich seit kurzem auf TikTok probiert, ist Wiens ÖVP-Chef Harald Mahrer. Er hat regelmäßige Auftritte auf dem Kanal der Wiener Volkspartei. Bisher sind es aber keine extra für die Plattform produzierten Videos, sondern kurze Ausschnitte aus Talkshow-Auftritten. Jetzt holt er sich TikTok-Tipps von dem deutschen CDU-Politiker Uwe Dorendorf. Der Politiker aus Niedersachsen hat über 136.000 Follower auf dem Onlinemedium. In den kurzen, humorvollen, teilweise nur zehn Sekunden langen Videos macht sich Dorendorf über das Gendern sowie Aussagen von Grünen- und SPD-Politikern lustig oder gibt Preis, welche Musik er hört.

@uwe_dorendorf

Welchen Song hören Sie gerade? 🇩🇪

♬ Goofiest ahh sound - Ayden

Grüne machen es der FPÖ nach

Bei dem Social-Media-Auftritt der Grünen nimmt Zimmer eine vermehrte Emotionalisierung wahr. Sie setzten vermehrt auf einen raueren Ton, der bisher eher bei der FPÖ zu finden war. Doch Emotionalisierung sei eine wichtige Taktik auf Instagram und TikTok. Das funktioniere besonders gut im Wahlkampf.

Die Wiener Parteien sollten vor der Gemeinderatswahl alles daransetzen, bei ihrer Onlinepräsenz stärker zu werden, um am 27. April den entscheidenden Unterschied zu machen, rät BuzzValue-Geschäftsführer Zimmer.