
Faxverbot sorgt für Chaos in den Krankenhäusern: Botendienste (!) helfen aus
Steirische Spitäler schlagen Alarm: Die Patientenversorgung steht vor dem Kollaps. Grund sind das seit Jahresbeginn geltende Faxverbot und die missglückte Umstellung auf neue elektronische Systeme. Das Kommunikationschaos verzögert Genehmigungsverfahren für Medikamente und Operationen.

Das ab 1. Jänner 2025 geltende Faxverbot hat zu massiven Kommunikationsproblemen zwischen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und den Krankenhäusern geführt. Betroffen sind wichtige Bewilligungsverfahren für Medikamente, Operationen und Therapien. Patienten müssen länger warten.
Die Spitäler greifen mittlerweile zu improvisierten Lösungen, die – höflich formuliert – nicht mehr zeitgemäß sind. Über Botendienste (!) soll der Datenaustausch aufrechterhalten werden. In zahlreichen steirischen Spitälern ist bereits das Chaos ausgebrochen, berichtet die Kleine Zeitung unter Berufung auf Schreiben von Spitälern und Aussagen von Ärzten.
Systeme miteinander inkompatibel
Das seit Jahresbeginn geltende Gesundheitstelematikgesetz verbietet die Übermittlung von Gesundheitsdaten per Fax. In aller Eile wurden neue elektronische Systeme eingeführt. Das Problem: Sie sind mit der bestehenden Infrastruktur in vielen steirischen Spitälern nicht kompatibel. In einem internen Schreiben der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft KAGes heißt es: „Teilweise wird der Befundaustausch und die Abgabe von Anträgen für Heilbehelfe von den Krankenanstalten mit Boten durchgeführt, da ansonsten die Versorgung der Patienten nicht mehr gewährleistet werden kann!“
Auch Pflegegeld und Reha betroffen
Besonders schwierig sind Bewilligungen für teure Medikamente, Heilbehelfe wie Orthopädietechnik oder Gehhilfen, plastische Operationen und spezielle Therapien wie die hyperbare Sauerstofftherapie. Auch Anträge auf Pflegegeld und Rehabilitation verzögern sich. Die Spitäler fordern Unterstützung aus dem steirischen Gesundheitsfonds.
SPÖ und NEOS fordern lückenlose Aufklärung
Die Ärztekammer hat für den 28. Jänner einen „Faxgipfel“ einberufen, um Lösungen zu finden. Alle Akteure des Gesundheitssystems sollen daran teilnehmen.
Scharfe Kritik kommt von SPÖ und NEOS: „Diese Gefährdung der Patientensicherheit muss sofort beendet werden“, fordert etwa die Gesundheitssprecherin der NEOS. „Das Faxgate zwischen ÖGK und KAGes gehört aufgeklärt!“ Beide Parteien fordern detaillierte Berichte von Landes- und Bundesregierung.
ÖGK weist Vorwürfe zurück: Alles bestens
Die ÖGK-Zentrale in Wien versichert, dass die Umstellung auf die neuen Systeme mit „Anfangsschwierigkeiten“ einhergehe, die Versorgung der Patientinnen und Patienten aber nicht beeinträchtigt sei. Die Bewilligungsverfahren würden weiterhin reibungslos ablaufen. Kurz: Alles sei in Ordnung.
Diese Aussage steht im Widerspruch zu den Berichten der steirischen Spitäler und der Ärzteschaft.
Rasche Lösungen gefordert
Die steirische ÖGK, vertreten durch Josef Harb, übt scharfe Kritik an der Wiener Zentrale. Harb bezeichnet die zentralistischen Strukturen als „nicht praktikabel“ und fordert mehr Rücksicht auf regionale Bedürfnisse. Derzeit werde nach einer Lösung gesucht, bis dahin seien die Spitäler auf improvisierte Maßnahmen angewiesen.
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