
Flüchtlinge statt Senioren in Wiens Pensionisten-Wohnhäusern
Flüchtlinge, die einen Asylantrag gestellt haben, werden oft in renommierten Pensionisten-Wohnhäusern untergebracht – während heimische Senioren auf lange Wartelisten angewiesen sind. Dieser Aufenthalt für Flüchtlinge ist befristet, doch diese Frist wird nicht ernst genommen, wie der Rechnungshof kritisiert.

Sorgte der gestrige Bericht im exxpress von unserem Partner-Portal NiUS für Aufsehen, dass in Deutschland Flüchtlinge statt Senioren in Pflegeheimen untergebracht werden, ist diese Vorgehensweise auch in Wien Usus.
Seit 2015 werden diese begehrten Plätze für Flüchtlinge und Vertriebene in der Grundversorgung genutzt, die keinen sofortigen Zugang zu regulären Asylunterkünften haben. Das sorgt freilich für Unmut: Viele Pensionisten warten jahrelang auf einen freien Platz, während Asylbewerber ohne große Hürden in den begehrten Heimen einziehen dürfen.
Asylwerber und Asylberechtigte bleiben zu lange
Auf der Homepage von „Häuser zum Leben”, wie die Pensionisten-Wohnhäuser der Stadt Wien heißen, ist zu lesen: „Ab Herbst 2015 flüchteten zahlreiche Menschen, vor allem aus Krisen- und Kriegsgebieten in Vorder- und Zentralasien, Richtung Europa. Als eines der wichtigsten Sozialunternehmen der Stadt Wien übernahmen die Häuser zum Leben Verantwortung.”
Und weiter: „Nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine im Februar 2022, reagierten die Häuser zum Leben erneut rasch. Rund 100 Familien, die vor dem Krieg flüchteten, erhielten Unterkunft und Betreuung in den Häusern Mariahilf, Margareten und Neubau. Derzeit werden in sieben Häusern zum Leben geflüchtete Menschen, d.h. Vertriebene, Asylwerber*innen, subsidiär Schutzberechtigte und teilweise Asylberechtigte betreut. In den Häusern Mariahilf, Neubau und Margareten wurden im Frühjahr 2022 Betreuungsstrukturen mit dem Schwerpunkt Familien aus der Ukraine geschaffen. 100 Familien, großteils Mütter und Kinder, werden im Rahmen der Grundversorgung betreut.”
Auszug bei Asylberechtigung
Eigentlich müssten die Personen, deren Status in Asylberechtigte umgewandelt wird, nach maximal vier Monaten aus den Pensionisten-Wohnhäusern ausziehen. Stattdessen verbleiben sie häufig, da es in Wien zu wenige alternative Wohnmöglichkeiten gibt, wie der Stadtrechnungshof kritisiert. Eine Ausnahme bilden allerdings die Ukrainer: Sie müssen erst bei Rückkehr in ihre Heimat ausziehen.
„Viele Asylberechtigte bleiben länger als vier Monate in den Häusern, da sie keine andere Unterkunft finden können“, heißt es in dem Bericht des Stadtrechnungshofs vom Jänner. Die Prüfer kritisieren, dass das KWP auf den zusätzlichen Kosten sitzen bleibt – ein Zustand, der nicht nur finanzielle Auswirkungen hat, sondern auch die Verfügbarkeit der begehrten Plätze für Senioren einschränkt.
Fehlbelegungen und finanzielle Verluste
Das Problem ist besonders im Haus Döbling aufgefallen, wo die Fristen immer wieder überschritten wurden. 2023 führte dies zu einem satten Defizit von fast 92.000 Euro, da der Fonds Soziales Wien (FSW) die Kosten für die „fehlbelegten“ Plätze nicht übernahm. In diesem Haus stammen die Asylwerber großteils aus Syrien, dem Irak und aus Afghanistan.
Der Stadtrechnungshof empfiehlt, die Auslastung der Flüchtlingsplätze in der Grundversorgung hoch zu halten und schlägt vor, bei freiwerdenden Plätzen in der Wohnungslosenhilfe asylberechtigte Menschen vorrangig in die Häuser Penzing oder Rudolfsheim einziehen zu lassen, bis das Fördersystem des FSW erweitert wird.
Diese Einquartierung von Asylwerbern und Flüchtlingen belastet die Ressourcen der Pensionistenhäuser und sorgt dafür, dass die ohnehin knappen Plätze nicht für Senioren zur Verfügung stehen.
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