In Bayern, wo Markus Söder und die CSU politisch das Sagen haben, wurde aufgrund der sprachlichen Defizite vieler Kleinkinder beschlossen, in den Kindergärten einen verpflichtenden „Vorkurs Deutsch“ einzuführen.

Vor diesem Hintergrund macht die Sonderpädagogin Miriam Stiehler im deutschen Monatsmagazin „Cicero“ darauf aufmerksam, dass der Wortschatz kleiner Kinder dramatisch geschrumpft sei. Hätten Kinder aus „bürgerlichen Haushalten“ um den zweiten Geburtstag herum Anfang des 20. Jahrhunderts einen Wortschatz von 100 bis 300 Wörtern, hätten heutige Kinder im Alter von zwei Jahren „nach über 100 Jahren KiTa-Professionalisierung, Bildungspolitik, öffentlichen Büchereien und Elternaufklärung einen Wortschatz von 50 Wörtern.

Laut Stiehler sinkt der Wortschatz von Schulanfängern seit mindestens zehn Jahren beobachtbar.

„Besorgniserregend große Sprachprobleme“ bei Kleinkindern

Stiehler erlebe bei jungen Kindern „besorgniserregend große Sprachprobleme“ – deutsche Muttersprachler inbegriffen. Selbst bei Fünfjährigen seien Sprachentwicklungsstörungen zu beobachten, die eigentlich für drei Jahre alte Kinder kennzeichnend seien.

Und Stiehler weiter: Je mehr sich Eltern darauf verließen, dass der Kindergarten die gesamte Bildung und Erziehung übernimmt, desto stärker seien diese Sprachprobleme ausgeprägt.

Die bayerischen Grünen hätten die verpflichtenden Sprachtests als „Kindergarten-Abitur“ reflexartig kritisiert, weil „sie traditionell nur fördern wollen, ohne Leistung zu fordern“, schreibt Stiehler. Doch gehe das eine nicht ohne das andere.