Fußball, Taliban, Gas: Wie der Al Thani Clan aus Katar einen Global Player machte
Nicht einmal so groß wie Oberösterreich ist Katar. Doch aus dem einstigen Perlfischerdorf wurde ein weltweit agierender Machtmakler, der nun Austragungsort der Fußball WM ist – und ebenso einer der wichtigsten Förderer des radikalen Islamismus, warnt auf eXXpressTV Thomas Eppinger, Herausgeber von Mena-Watch.
Der Reichtum Katars basiert nicht primär auf Erdöl, sondern auf Erdgas. Heute ist die Monarchie der weltweit größte Lieferant von Flüssiggas, auch für Europa. Das Land besitzt gemeinsam mit dem Iran das größte Gasfeld der Welt („South-Pars-Gasfeld“). Katar macht zwar Politik gegen den Westen, wurde aber dennoch zum anerkannten Machtmakler für alle politischen Player, sagt der Journalist Thomas Eppinger auf eXXpressTV.
Neue Studie zeigt unbekannte Seiten Katars
Besonders pikant: Katar ist der zurzeit wichtigste Förderer des radikalen Islamismus. Darum geht es auch in der Studie „Vom Perlfischerdorf zum Global Player“, die der Nahost-Think-Tank Mena-Watch kürzlich veröffentlicht hat. Thomas Eppinger ist Herausgeber von Mena-Watch.
Die von Katar geförderten Muslimbrüder sind auch in Europa aktiv
Der in Katar herrschende Al-Thani-Clan unterstützt die Muslimbrüder, und zwar weltweit. Die Golfmonarchie beherbergte mehrere aus Ägypten vertriebenen Führer der Bruderschaft, nachdem dort Mohammed Mursi als Präsident gestürzt worden war. Der von Katar betriebene TV-Sender Al-Jazeera hatte zuvor während des Arabischen Frühlings wesentlich dazu beigetragen, dass die Muslimbrüder in Ägypten an die Macht gekommen waren.
„Die Muslimbrüder sind zweigeteilt“, warnt Thomas Eppinger, und verweist dabei auf die Untersuchungen des Islamismus-Experten Lorenzo Vidino, der auch eine Studie zu Österreich gemacht hat. „Sie haben zwei Gesichter: Im Westen sind sie nicht an der Macht, sondern eine Minderheit. Hier präsentieren sie sich als liberales Sprachrohr des Islam. In der arabischen Welt ist das völlig anders. Dort propagieren sie ausschließlich die Abkehr vom Westen.“
Seit kurzem fördert Katar auch die Taliban
In welchem Ausmaß Katar die Muslimbrüder in Europa finanziert, dokumentierten kürzlich französische Journalisten im Buch „Qatar-Papers“. Ein deutsches Recherche-Team fand darüber hinaus Hinweise, dass allein an ein Islamisches Zentrum in Berlin sechs Millionen Euro aus Katar geflossen sind. „Es sind Unsummen, die Katar hier ausgibt“, sagt Eppinger.
Katar unterstütze die Muslimbrüder aus Überzeugung, um sich als Stimme des Islam zu behaupten. Kürzlich hat sich Katar von den Muslimbrüdern ein bisschen unabhängig gemacht und fördert auch die Taliban in Afghanistan, denn die sind noch fundamentalistischer.
Der Golfstaat will sich als Zentrum des Islam behaupten
„Alles, was Katar macht, ist auch dadurch motiviert, unabhängig von den anderen Golfstaaten zu werden“, sagt Eppinger. Saudi-Arabien sei der große Rivale des Al-Thani-Clans. Zunächst galt Katar als kleiner Bruder Saudi-Arabiens. Bereits der Vater des jetzigen Emirs Hamad bin Chalifa Al Thani (70) wollte sich davon befreien. Das hat er geschafft, indem er Al-Jazeera gründete, zahlreiche Auslandsinvestitionen unternahm und die Katar-Holding im Jahr 2005 ins Leben rief.
Al-Jazeera bot dem bekannten Muslimbruder Yusuf Al-Quaradawi eine wichtige Bühne, der wohl als einziger Rechtsgelehrter über das Fernsehen islamische Rechtsgutachten verlautbart hat. Eppinger bezeichnet Al-Quaradawi als „üblen Hetzer“. Er hat etwa Selbstmordattentate gegen Israel propagiert und Gutachten darüber verfasst, wie man Frauen islamkonform schlägt.
Katar hat als Weltmarktführer für Flüssiggas dennoch sehr gute Karten, um seinen Einfluss geltend zu machen. Der Westen sollte sich inmitten der jetzigen Energiekrise nicht von einem einzigen Lieferanten abhängig machen, warnt Thomas Eppinger.
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