Gefesselt erschossen: Weltweites Entsetzen über Massaker an Zivilisten bei Kiew
Überall tote Zivilisten, mit hinter dem Rücken zusammengebundenen Händen, manche Leichen halb verscharrt in der Erde, manche nur unter Decken: Das nun entdeckte Massaker in Bucha, einem kleinen Vorort von Kiew erschüttert – und die freie Welt wird darauf reagieren müssen.
Die grausamen Bilder, die den eXXpress über den Telegram-Kanal der ukrainischen Armee erreicht haben, sorgen für einen “Sarajevo-Moment”: Wie die Nachrichten über den unmenschlichen Granatwerfer-Angriff am 5. Februar 1994 auf den Markale-Platz der damals von serbischen Einheiten belagerten bosnischen Hauptstadt wird auch dieses Massaker die Weltpolitik beeinflussen.
Bei der Markale-Tragödie starben damals 1994 68 Zivilisten, die Barbarei führte zu einem Ultimatum des UN-Sicherheitsrats und zur späteren Verurteilung des serbischen Kommandeurs zu 20 Jahren Haft.
Ukrainer: "Wir werden das nie verzeihen."
Jetzt steht die Weltöffentlichkeit vor den Foto-Dokumenten eines neuen Massakers. Im Jahr 2022. In Europa. Die Bilder sind schockierend – das ist Putins Krieg: Laut bisher nicht überprüfbaren Angaben der ukrainischen Streitkräfte dürften die russischen Einheiten vor ihrem Rückzug aus dem kleinen Vorort bei Kiew die Zivilisten erschossen haben. Es dürften laut diesen Quellen “hunderte Tote” auf den Straßen, in Hinterhöfen und in den Parks von Bucha sein, bisher seien 280 Tote entdeckt worden.
“Manche sind direkt auf der Fahrt mit ihrem Rad erschossen worden und wurden dann so liegen gelassen. Andere wurden zuvor noch gefesselt, dann hingerichtet”, berichten Zeugen aus Bucha. Das ukrainische Social-media-Team, das diese Infos an den Westen schickt, ist zutiefst erschüttert: “Wir werden das nie verzeihen. Das ist nicht erklärbar. Das ist nicht zu entschuldigen.”
Bestätigung des Massakers durch einen AFP-Reporter
Ein Reporter der AFP hat die Echtheit der Bilder bereits bestätigt. 280 Leichen seien in einem Massengrab beigesetzt worden, teilte Bürgermeister Anatoly Fedoruk am Samstag mit.
Nun müsste die UN reagieren: Das Massaker in Bucha könnte zum Wendepunkt in diesem Krieg in Europa werden – kann die zivilisierte Welt die Hinrichtung von 280 Zivilisten einfach zulassen?
Von der russischen Regierung kam bisher keine Stellungnahme zu den massiven Vorwürfen.
Die ukrainische Armee hatte zuvor rund um die Hauptstadt eigenen Angaben zufolge etwa 30 Dörfer zurückerobert. Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte zudem die Befürchtung, dass der Abzug nur dazu diene, den militärischen Druck auf den Osten und Süden des Landes zu verstärken. “Russische Soldaten werden in den Donbass geholt. Genauso in Richtung Charkiw”, erklärte er in einer Videoansprache in der Nacht auf Samstag. Selenskyj: “Im Osten unseres Landes bleibt die Lage sehr schwierig.”
for god’s sake, putin cannot remain in power
— ian bremmer (@ianbremmer) April 3, 2022
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