Gegenoffensive und zehntausende Tote: Kaum Veränderung der Front in der Ukraine
Große Offensiven auf der einen, noch größere Gegenoffensiven auf der anderen Seite. Zehntausende Tote auf beiden Seite. Doch die Frontlinie in der Ukraine hat sich seit Anfang des Jahres kaum verschoben. Nach 18 Monaten Krieg scheint ein Durchbruch schwieriger denn je.
Trotz neunmonatiger blutiger Kämpfe haben seit Jahresbeginn weniger als 1300 Quadratkilometer an Territorium den „Besitzer“ gewechselt. Die anhaltende Pattsituation ist vor allem für Selenskyj prekär, könnte die Unterstützung des Westens für die Ukraine schwächen.
Erfahrene Truppen wurden durch neue Rekruten ersetzt
Laut einer Analyse von Daten des Institute for the Study of War durch die New York Times gab es im August weniger Veränderung, als in jedem anderen Monat des Krieges. Während die Ukraine im Süden kleine Zugewinne verzeichnete, nahm Russland insgesamt etwas mehr Land ein, vor allem im Nordosten. Beide Seiten kämpfen um Stellungen, die in einigen Teilen der Ostukraine seit Monaten oder sogar Jahren weitgehend verschanzt sind. Erfahrene Truppen und Kommandeure, die zu Beginn des Krieges getötet wurden, sind durch neue Rekruten ersetzt worden, die oft nicht ausreichend ausgebildet sind, analysiert die US-Zeitung.
Russland spielt laut Expertin auf Zeit
Die ukrainische Gegenoffensive hat unterdessen Mühe, über die weiten verminten Felder im Süden vorzudringen. Wenn man die Gewinne beider Seiten zusammenzählt, kontrolliert Russland jetzt fast 200 Quadratkilometer mehr Territorium in der Ukraine als noch zu Beginn des Jahres.
Seit dem 1. Jänner hat die Ukraine 143 Quadratmeilen dazugewonnen, Russland 331. Marina Miron, Expertin im Bereich Kriegsforschung am King’s College London, ist der Ansicht, dass das russische Militär nicht nach schnellen Geländegewinnen strebt, sondern sich damit zufrieden gibt, das von ihm bereits kontrollierte Gebiet zu halten. “Es verliert nichts, wenn es nicht vorwärts geht”, sagte sie. “Russland versucht abzuwarten, bis der Westen sich abwendet”, so Miron weiter.
Für Kiew tickt die Uhr
Klar ist, für die Ukraine tickt die Uhr. Für den nächsten Monat werden heftige Regenfälle erwartet, und das schlammige Gelände könnte den Einsatz schwerer Fahrzeuge wie der neu eingetroffenen US-amerikanischen Abrams-Panzer und der von Großbritannien gelieferten Challenger-Panzer verhindern, schreibt die Times weiter. “Wenn es Schlamm gibt und man einen 75 Tonnen schweren Challenger hat, wird er einfach versinken”, hat die Expertin keine guten Nachrichten für Kiew parat.
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