Gewessler bestellte Tanker: Ihr LNG-Gas ist um 247 Prozent schädlicher als Kohle
Klima-Ministerin Leonore Gewessler (46, Grüne) hat’s ja gut gemeint – aber das ist oft das Gegenteil von gut: Sie bestellte einen LNG-Tanker, doch jetzt deckt eine Studie auf, dass die Flüssiggas-Transporte um bis zu 247 Prozent mehr Treibhausemissionen verursachen als Kohle.
Vor etwas mehr als einem Jahr hat die österreichische Bundesregierung einen netten Fototermin für ausgewählte Medien im warmen Abu Dhabi organisiert. Mit dabei: Klima- und Energie-Ministerin Leonore Gewessler (Grüne). Österreich sollte für die Heizsaison 2023/24 eine Schiffsladung Flüssigerdgas (LNG) aus Abu Dhabi bekommen – das hat die OMV mit der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) vereinbart.
Die Gasmenge “bedeutet die Versorgung von 65.000 Haushalten für ein Jahr”, sagte Leonore Gewessler in Abu Dhabi. Die Energiemenge von einer Terawattstunde entspricht aber nur etwas mehr als einem Prozent des österreichischen Gesamtbedarfs an Erdgas. Österreich verbraucht jährlich 85 Terawattstunden (Jahr 2022). Kleines, aber nicht ganz unwesentliches Problem an diesem Deal: Österreich hat keinen Hochsee-Hafen. Das Flüssiggas muss also in Genua oder Rotterdam wieder umgewandelt werden, damit es über Pipelines nach Österreich kommen kann.
Von Gewessler bestellter LNG-Tanker muss 7422 Kilometer weit fahren
Zu Gewesslers ambitionierten Projekt, einen gigantisch großen Tanker 7422 Kilometer weit durch den Indischen Ozean, durch den Suezkanal und quer durch das ganze Mittelmeer 14 Tage lang nach Italien schippern zu lassen, gibt’s nun auch noch eine neue Studie, die wohl wie eine Granate im grünen Klima-Ministerium einschlagen wird: Laut einer neuen US-Studie zufolge ist es viel klimaschädlicher, Energie aus importiertem Flüssiggas (LNG) zu gewinnen, als auf das Verfeuern von herkömmlicher Kohle zu setzen.
„Die absoluten Treibhausgasemissionen von LNG sind im schlimmsten Fall um 274 Prozent höher als die von Kohle“, heißt es in der noch nicht veröffentlichten Analyse des Methan-Forschers Robert W. Howarth von der Cornall University, berichtet die Welt. Die ganze Studie finden sie hier .
Als Ursache für die massive Umweltbelastung hat Robert W. Howarth Methan-Leckagen in der Lieferkette ausgemacht. Dazu zählen die verschiedenen Etappen vom Fracking über die Reinigung, die Verflüssigung und schließlich den Transport über die Weltmeere.
Methan ist ein besonders aggressives Treibhausgas. Selbst bei der Nutzung der modernsten Schiffe und kürzesten Routen seien die Emissionen „um mindestens 24 Prozent höher“, als wenn Steinkohle verwendet würde. Zumindest eben dann, wenn man den gesamten Weg vom Frackingloch bis zur Verfeuerung zur Strom- oder Wärmeerzeugung betrachtet.
Auch das US-Magazin „The New Yorker“ sieht in den Zahlen des Wissenschaftlers aber schon jetzt den Nachweis („A Smoking Gun“) für eine fehlgeleitete Klimapolitik von Präsident Joe Biden. Denn in den USA werden, auch wegen der hohen Nachfrage aus Deutschland, die LNG-Exportkapazitäten deutlich ausgeweitet, was den Klimaschutzzielen der US-Regierung zuwiderläuft.
In Österreich ist das Gas aus dem bestellten LNG-Tanker offenbar noch nicht eingetroffen – ein Foto-Termin mit der nicht ganz so medienscheuen Klima-Ministerin bei einem Pipeline-Rohr wäre sonst bereits sicher schon avisiert worden.
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