Gewesslers bittere Gas-Krise: Erst sperren die Bäder zu, dann ...
Lange wollte sich Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) durch die Gas-Krise “durchwurschteln”. Mittlerweile ist die Situation aber extrem ernst. Nun sollen auch wir sparen. Als Erstes sollen beheizte Schwimmbäder schließen. Und dann?
Österreichs Stahlerzeuger haben „Angst um die Produktion“. Aber betroffen sind wir alle. Und so sollen die Gas-Krise auch private Haushalte ausbaden. Denn beheizte Bäder sind es, die als erstes zugesperrt werden sollen, um Gas zu sparen: Keine Thermebn-Planschereien mehr, kein Schwimmausflug, wenn Wladimir Putin die Gas-Exporte aus Russland stoppt. Bis wieder das Erdgas kommt, können Wochen verstreichen – oder sogar Monate.
Mit unzähligen Mails, Telefonaten und Nachrichten versuchte der eXXpress zu recherchieren, wie es nach dem Bade-Aus weitergeht. Ministerium, Gas-Versorger, Experten – sie alle hatten die gleiche Antwort: “Es ist kompliziert”.
Medikamente kann man importieren
Fakt ist, niemand weiß was wir jetzt noch tun können, wenn Putin das Gas völlig abdreht. “Ohne Gas kann die Stabilität der Netze nicht gewährleistet werden”, erklärt WIFO-Chef Gabriel Felbermayr. Der sich ganz konkrete Sorgen über die Verteilung des Gases macht: Man werde sich fragen müssen, wie die Medizinversorgung klappt und wie man Krankenhäuser betreiben könne.
Es wäre sicher besser gewesen, man hätte sich das schon vorher gefragt. Immerhin liefert Felbermayr einen kleinen Lösungsansatz: So seien etwa Medikamente zwar lebensnotwendig, man könne sie aber auch importieren.
Ungenutzte Gasspeicherkapazitäten müssen abgeben werden
Ein wichtiger Teils des “Plans” Gewesslers, irgendwie an Gas zu kommen, scheint es zu sein, es denen zu nehmen, die noch welches haben. Sämtliche Speicheranlagen auf dem Hoheitsgebiet Österreichs sollen an das österreichische Leitungsnetz angeschlossen werden. Speichernutzer werden zudem verpflichtet, ungenutzte Speicherkapazitäten anzubieten oder zurückzugeben. Bleiben Speicherkapazitäten systematisch ungenutzt, so sind diese durch das Speicherunternehmen nach vorhergehender schriftlicher Ankündigung zu entziehen.
Derzeit ist der große Gasspeicher Haidach nur an das deutsche Netz angeschlossen. Betroffene Speicher müssen innerhalb von vier Monaten ab Inkrafftreten einen Antrag auf Netzzugang und Netzzutritt zu stellen. Es sei “nicht länger tragbar”, dass die Gazprom-Tochter GSA in Haidach nicht einlagert, sagte Gewessler. “Wenn nicht Gazprom speichert, dann bekommen auch andere Zugang. Das ist absolut gerechtfertigt.”
Papierindustrie am meisten betroffen
Wie lange man noch in Print-Medien über die Gas-Krise informiert wird, ist fraglich. Die größten heimischen industriellen Gasverbraucherer sind nämlich die Papierhersteller. Österreichs Papierindustrie leidet massiv unter den stark gestiegenen Energiepreisen. Zur Entlastung fordert die Branche zum Beispiel eine Rückerstattung der CO2-Kosten. Problematisch ist das freilich nicht zuletzt auch für Tageszeitungen, die auf Papier gedruckt werden.
“Unterstützung wäre überaus willkommen und wichtig, um die Produktion von Zeitungen und Magazinen sicherzustellen”, meinte Gerald Grünberger, Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ). Eine Tonne Zeitungsdruckpapier koste mittlerweile 1000 Euro, womit eine Verdoppelung innerhalb eines Jahres vorliege. “Das ist beträchtlich und schlägt sich bei größeren Medienhäusern mit zweistelligen Millionenbeträgen an Mehrkosten nieder”, so Grünberger.
Wolfgang Zekert, Geschäftsführer der Mediengruppe Österreich, sprach angesichts der steigenden Papier- und Logistikpreise von einem “Wahnsinn”. “Man kann die Mehrkosten faktisch nicht mehr kompensieren”. Speziell Gratiszeitungen sah er mit einer besonders schwierigen Situation konfrontiert,
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