
Giorgia Meloni ist der aufstrebende Stern in Italiens rechtem Lager
Sie ist die Chefin der Brüder Italiens, in den Medien wurde sie schon als “Postfaschistin” bezeichnet. Doch in den Umfragen liegt Giorgia Meloni zurzeit voran. Sie vertritt national-konservative Ansichten und könnte schon bald die nächste Regierung Italiens anführen.

Aus ihren Zielen macht sie kein Geheimnis: Giorgia Meloni (45) will die Regierung in Rom übernehmen. Das macht sie bereits im Frühjahr nach den landesweiten Regionalwahlen deutlich, als ihre Partei Brüder Italiens zu den Siegern gehörte: “Wir sind absolut bereit zu regieren. Wenn uns die Italiener die Möglichkeit geben, dann garantieren wir, dass wir auch diese Verantwortung übernehmen werden.” Nach dem Sturz Mario Draghis legte sie selbstsicher nach: “Wir sind bereit. Ich bin bereit. Die Brüder Italiens sind bereit. Und mir scheint, dass heute auch ganz Mitte-Rechts ziemlich bereit ist.”
Ja zur Familie, nein zu Masseneinwanderung und LGBT
Das Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr: In den Umfragen liegen die Brüder Italiens zurzeit mit 23 Prozent voran. Zurzeit käme ein Rechtsbündnis mit der Lega Matteo Salvinis und Silvio Berlusconis Forza Italia auf 45 Prozent.
Ihre gerade Linie kommt gut an. Bei einem Wahlkampfauftritt der spanischen Vox-Partei in Andalusien im Juni präsentierte sie die Kurzfassung ihrer politischen Überzeugungen, gewürzt mit Konservativismus und Nationalstolz: “Ja zur natürlichen Familie – nein zur LGBT-Lobby. Ja zur Kultur des Lebens, nein zu Abtreibungen. Ja zu christlichen Prinzipien, nein zu islamistischer Gewalt. Ja zu sicheren Grenzen, nein zu Masseneinwanderung. Ja zu unseren Mitbürgern, nein zur internationalen Finanzwelt. Ja zur Unabhängigkeit der Völker, nein zu den Bürokraten in Brüssel.”
Schon früh in der Politik aktiv
Aufgewachsen ist Meloni in Rom in bescheidenen Verhältnissen als Tochter einer alleinerziehenden Mutter. Bereits mit 15 Jahren trat sie der “Jugendfront” bei, der Jugendorganisation der Italienischen Sozialbewegung – einer neofaschistischen Partei. Später engagierte sie sich in der Nachfolgepartei “Nationale Allianz”, für die sie ab 1998 im Provinzrat von Rom saß. Noch heute ziert das Symbol der Neofaschisten, eine Flamme in den Nationalfarben, das Logo von Melonis Partei. Im Wappen der Partei prangt die grün-weiß-rote Flamme, die in der Symbolik der italienischen Rechten für die ewige Flamme auf dem Grab Mussolinis steht.
Wenn es um ihre Haltung zum Faschismus geht, ist Meloni weniger eindeutig. In TV-Debatten will sie sich nicht klar distanzieren: “Ich habe nichts, für das ich mich entschuldigen müsste in meinem Leben.” Aber, sagt Meloni, in zwei von drei Fernsehdiskussionen solle sie über “Geschichte und nicht über aktuelle Politik reden. Das finde ich nicht richtig.”
Sport- und Jugendministerin unter Berlusconi
Abseits der Politik hat Giogria Melonie eine Sprachenausbildung abgeschlossen, gemäß ihrer Homepage ist sie Journalistin. Sie jobbte nebenbei auch als Babysitterin, Kellnerin und Barfrau, wie sie einmal in einem Interview erzählte.

2006 wurde sie erstmals in die Abgeordnetenkammer des Parlaments gewählt. Unter Silvio Berlusconi wurde sie 2008 Sport- und Jugendministerin – damals die jüngste Frau mit einem Kabinettsposten. Drei Jahre blieb sie, trotz wachsender Unzufriedenheit mit Berlusconis Führungsstil. Ende 2012 gründete sie gemeinsam mit anderen Mitstreitern die “Fratelli d’Italia” (Brüder Italiens). Seit 2014 ist sie deren Parteichefin.
Heute "die" Anführerin des rechten Lagers
In der Zeit von Mario Draghis “Koalition der nationalen Einheit” war Meloni Parteichefin der einzigen großen Oppositionspartei und damit die maßgebliche Oppositionsführerin. In dieser Zeit konnte sie mit Leichtigkeit alle unzufriedenen Rechten hinter sich vereinen. Lega und Forza Italia gehörten nämlich bis zuletzt der Koalition an.
Bis vor ein paar Jahren galt Lega-Chef Matteo Salvini als “der” Anführer des rechten Lagers. Heute ist das Giorgia Meloni, das wissen in Italien alle.
Kommentare