Mit einem Medientermin macht die ÖH-Vertretung der Grünen in Salzburg auf sich aufmerksam. Sie fordern eine klimaneutrale Hochschule, die laut der bundesweiten Spitzenkandidatin Viktoria Kudrna allerdings nur gelingen kann, „wenn wir alle mitdenken und mitentscheiden dürfen.” Daher stehe man vor der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg, „um gemeinsam mit Studierenden ein klares Zeichen für Beteiligung und Mitbestimmung zu setzen.”

GRAS/GRAS

Klingt unzusammenhängend? Ist es auch. Die Themenpalette wird sogar noch ein bisschen breiter gefächert. „Wir kandidieren, weil wir gegen jede Form der Diskriminierung ankämpfen wollen. Wir positionieren uns klar gegen Rassismus, Queerfeindlichkeit, Sexismus, Ableismus und Diskriminierung jeder Art und für eine effektive Klimapolitik. Wir fordern Sanktionen für Diskriminierung und einen uniweiten Code of Conduct (darunter versteht man Regeln für Verhaltensweisen, die für die Mitarbeitender eines Unternehmens gelten, Anm.)“, erklärt Maike Cyrus von GRAS Salzburg. Doch damit nicht genug, wird auch konkretisiert: „Es braucht einen Ausbau der gratis Menstruationsartikel auf allen Toiletten und geschlechtergerechte Besetzung in Gremien.”

Warum man in einer Universität einen Code of Conduct benötigt, wird nicht erklärt. Dafür ist man stolz auf ein bereits eingesetztes „Awareness-Konzept für ÖH-Feste”. Dass gerade Studenten wissen sollten, wie man sich auch ohne Regeln und Vorschriften normal sozial verhält, wird offenbar nicht vorausgesetzt.

Diversität ist oberste Priorität

Doch zurück zur klimaneutralen Hochschule. In Salzburg fand tatsächlich im Dezember der erste „Klimarat der Hochschulen” statt. Bei diesem Pilotprojekt der Österreichischen Hochschülerschaft wurden nach dem Vorbild des nationalen Klimarats klimapolitische Forderungen für den Hochschulkontext erarbeiten. Was dabei bereits im Vorfeld wichtig war: „Bei der Zusammensetzung des Rates achten wir bestmöglich auf Diversität bezüglich Alter, Staatsbürgerschaft, Hochschultyp, Hochschulstandort und Geschlecht”, ist gleich auf der Startseite der Homepage der ÖH zu finden.

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Laut der linken Koalition war der erste Klimarat bereits ein voller Erfolg. Daraus konnte GRAS eine Menge Forderungen ableiten, mit denen die Entscheidungsträger nun genervt werden. „Wir fordern ein Hochschulklimaschutzgesetz, Sanktionen bei Verstößen, Klimabildung in allen Curricula (!), eine gesicherte Finanzierung und eine klare Positionierung der Hochschulen gegenüber der Regierung und anderen Stakeholdern”, so Viktoria Kudrna.

Klimabildung in alle Lehrpläne aufzunehmen ist natürlich eine ehrgeizige Forderung. Nicht jede Studienrichtung beschäftigt sich mit dem Klima, nicht jeder Student ist an ideologischer Erziehung interessiert. Aber es kommt noch besser: „Unsere Hochschulen stehen in einer langen Tradition des gesellschaftlichen Widerstands und der Mitgestaltung. Diese partizipative Haltung muss auch über direkt hochschulbezogene Themen hinausgehen. Die GRAS sieht sich daher in der Pflicht, die Stimmen der Studierenden auch im allgemeinpolitischen Mandat zu vertreten und sich geschlossen zu positionieren und zu solidarisieren.”

Dass es auch Studenten geben könnte, die keinen „gesellschaftlichen Widerstand” leisten und sich einfach nur ihrem Studium widmen wollen, wird offenbar nicht berücksichtigt.

Auch Porsche-Tunnel im Visier

Natürlich widmet sich GRAS auch Themen weit abseits des Unialltags. In Salzburg nimmt man aktuell den Milliardär Wolfgang Porsche ins Visier. Der Enkel von Ferdinand Porsche plant einen privaten Autotunnel zur seiner Villa auf dem Kapuzinerberg, dem Paschinger Schlössl, besser bekannt als Stefan-Zweig-Villa, die er 2020 erwarb. Dass der Milliardär nicht mit dem Lastenfahrrad durch Salzburg flitzt, sondern seine unzähligen Porsche-Modelle bevorzugt, ist zu viel für die linke Studentenverbindung.

„Während Studierende mit viel zu hohen Mieten und Lebenshaltungskosten kämpfen, nutzt eine einzige Person in Salzburg ihre Macht und Geld für ein moralisch äußerst verwerfliches Vorhaben. Wir als GRAS positionieren uns klar gegen den Bau des Tunnels und zeigen uns solidarisch mit Protestaktionen”, so Maike Cyrus. Denn: „Allgemeinpolitische Themen sind Studierendenthemen.” Da kann man wirklich angstvoll auf die nächste Generation Akademiker blicken, die in Österreich bald den Ton angeben werden.