Jörg Haider war Europas erster erfolgreicher Rechtspopulist. Am Sonntag ist sein 75. Geburtstag. „Jörg Haider wäre stolz auf uns“, hatte Herbert Kickl beim Wahlsieg der Freiheitlichen erklärt. Haiders Ehefrau Claudia Haider pflichtet ihm bei: „Ich denke, er wäre stolz, ja. Denn die FPÖ ist seinen Weg sehr konsequent weitergegangen, sie hat seine Ideen und Visionen weitergetragen und weiterentwickelt.“

Im Oktober 2018 überreichte Claudia Haider dem damaligen FPÖ-Obmann und Vizekanzler Heinz-Christian Sprache die Jörg-Haider-Medaille.APA/GERT EGGENBERGER

„Kickl ist ein gescheiter Mensch. Er hat ein Gefühl fürs Volk“

Überdies denkt Haiders Witwe, dass der jetzige FPÖ-Chef ein guter Bundeskanzler sein wird, wie sie im Interview mit der „Krone“ betont. Sie schätze Kickls „Konsequenz. Ich schätze auch seinen Intellekt und seine philosophischen Ansätze. Er ist ein gescheiter Mensch. Ich schätze auch seine Empathie, er hat ein Gefühl fürs Volk. Und was mir auch gut gefällt, ist seine hohe Toleranzgrenze gegenüber Menschen, die ihn persönlichst diffamieren. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Das ist nicht leicht auszuhalten.“

Dass Herbert Kickl einst die Reden für Jörg Haider geschrieben habe, bestritt sie: „Das ist ein bisschen eine Mär. Kickl war Mitarbeiter meines Mannes, ein sehr fähiger und begabter Mitarbeiter. Aber die Reden hat mein Mann schon selber geschrieben.“

„Seine Ideen sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen“

Ihr Mann sei in sozialpolitischer Hinsicht „linker als alle Sozialisten“ gewesen. „Seine Vision war eine freie, selbstbestimmte Gesellschaft, in der Menschen Rahmenbedingungen vorfinden, wie sie ihr Leben eigenverantwortlich gestalten können. Diese Rahmenbedingungen muss die Politik schaffen. Ich muss manchmal schmunzeln. Denn Jörg Haiders Ideen sind mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“

Jörg Haider mit seiner Frau Claudia und ihren beiden Töchtern auf einem undatierten Archivbild aus frühen TagenAPA/GERT EGGENBERGER

Claudia Haider lernte ihren Mann im Jahr 1974, mit 18 Jahren, in einer Disco kennen. Am 1. Mai 1976 folgte die Hochzeit in Bad Goisern, später folgte ihm nach Kärnten und managt den Familienbesitz im Bärental. Claudia Haider studierte zunächst Publizistik, später folgte noch das Studium der Psychologie an der Uni Klagenfurt und die Ausbildung zum Coach. Aus der Ehe mit Jörg Haider stammen zwei Töchter (Ulrike ist 48, Cornelia 45). Claudia Haider ist heute fünffache Großmutter.

„Sein Tod war eine Zeitenwende“

Der Tod ihres Mannes war eine Zäsur, bekennt Claudia Haider. „Sein Tod war eine Zeitenwende. Der tiefe Einschnitt hat mein Leben geteilt, in ein Davor und ein Danach.“ Nachher sei es ihr „mit großer Mühe gelungen, dass ich wieder zu einem guten Leben gefunden habe, dass ich den Weg zur ‚heiteren Alten‘ weitergegangen bin.“ Geholfen hätten dabei „eine wunderbare Familie“, „ein reizender Freundeskreis“ und der Umstand, dass „die Kärntner sehr nett zu mir“.

18. Oktober 2008: Claudia Haider bei den Trauerfeierlichkeiten für Jörg Haider in KlagenfurtAPA/GERT EGGENBERGER

Mit ihren Enkelkindern spreche sie „sehr viel von meinem Mann. Aber gar nicht sentimental oder traurig. Wir sagen einfach oft: ‚Mah, da hätte sich der Opa gefreut.‘ Oder: ‚Na, wenn der Opa noch leben würde, dann würde er mit dir auf die Berge gehen.‘ Mein Mann hat noch seine Töchter zum Altar geführt, aber die Enkelkinder hat er leider nicht mehr erlebt. Er wäre ein sehr liebevoller, hingewandter Opa. So wie er auch ein sehr liebevoller Vater war.“

Zu Jörg Haiders Todestag, seinen Geburtstagen, aber zum Hochzeitstag am 1. Mai kommt die Familie Haider „zusammen und wir feiern. Wir haben so viele schöne Erinnerungen an Jörg Haider. Und er hat immer versucht, uns schöne Zeiten zu bereiten.“ Wenn sie ihm noch etwas sagen könnte, wären es drei Worte, sagt Claudia Haider: „Ich liebe dich.“

Jörg und Claudia Haider tanzen am 5. Februar 2005 beim Ball des damaligen Kärtner Landeshauptmannes in Klagenfurt. APA/GERT EGGENBERGER