
Heftige Proteste gegen Mobilisierung: Bereits 1350 Festnahmen in Russland
“Man wird sehen, wie groß die Kriegsbegeisterung der Russen ist”, analysierte Politologe Ralph Schöllhammer im eXXpress, wenige Stunden nachdem Kreml-Chef Wladimir Putin eine Teilmobilmachung – und damit eine weitere Eskalation – ankündigte. Ein großer Teil der russischen Bevölkerung beantwortete diese Frage dann prompt mit Protesten.
Bei Protesten in Russland gegen die von Kremlchef Wladimir Putin angeordnete Teilmobilmachung des Militärs sind mehr als 1300 Menschen festgenommen worden. Das Bürgerrechtsportal OVD-Info zählte am Mittwochabend über 1350 Festnahmen in 38 Städten des Landes. Allein in St. Petersburg wurden diesen Angaben zufolge 556 Demonstranten in Gewahrsam genommen, in der Hauptstadt Moskau waren es ebenfalls mehr als 500. Die Behörden machten zunächst keine Angaben zu den Festnahmen.
"Nein zur Mobilisierung"
In Moskau riefen die Menschen “Nein zum Krieg!” oder forderten ein “Russland ohne Putin”. Fotos und Videos zeigten, wie Polizisten die meist jungen Demonstranten grob ergriffen und in Busse schleppten. Von dort wurden die Festgenommenen in Polizeistationen gebracht. Ähnlich große Proteste hatte es zuletzt in den Tagen direkt nach dem russischen Angriff auf die Ukraine vom 24. Februar gegeben.
In Tomsk und Irkutsk in Sibirien, in Jekaterinburg am Ural und an anderen Orten gingen demnach vereinzelt Menschen auf die Straße. Sie hielten Plakate mit den Farben der ukrainischen Flagge und Sprüchen wie “Nein zur Mobilisierung!” in die Höhe.
A quiet dinner in Moscow pic.twitter.com/AmN1pVetCR
— Alec Luhn (@ASLuhn) September 21, 2022
Growing protests against military mobilization in St Petersburg, Moscow, Yekaterinburg and many other Russian cities tonight.
— Visegrád 24 (@visegrad24) September 21, 2022
Russians prefer watching the war on TV. Getting HIMARSed in person in Kherson isn’t attractive at all. pic.twitter.com/nmHbUad6wk
"Diskreditierung der Armee"
In Moskau hatten die Behörden vor der Demonstration nachdrücklich vor einer Teilnahme gewarnt: Die Staatsanwaltschaft drohte den Menschen mit bis zu 15 Jahren Haft. Seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine vor knapp sieben Monaten geht die russische Staatsmacht unter anderem mit verschärften Gesetzen hart gegen Oppositionelle und Kriegsgegner vor. In den Polizeirevieren wurden den Festgenommenen verschiedene Delikte zur Last gelegt, unter anderem Widerstand gegen die Polizei und Diskreditierung der Armee.
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