Heftiger Vorwurf: Stellt Wiener Samariterbund Ungeimpfte an den Pranger?
Es sind heftige Vorwürfe, die ein Rettungssanitäter erhebt. Beim Samariterbund Wien soll eine Mitarbeiter-Liste aushängen, die auch für Betriebsfremde leicht einsehbar sei. Brisant: Neben der Namen der Mitarbeiter steht auch ihr aktueller Impfstatus. Ungeimpfte Mitarbeiter fühlen sich gemobbt.
Anonym macht der angebliche Rettungssanitäter in einer E-Mail auf “die Liste” aufmerksam. Und er schickt auch ein Foto davon an unsere Redaktion.
“… anscheinend wird seit jetzt nicht mehr nur ausgehängt wer sich testen lassen muss (geimpfte alle 7 Tage, ungeimpfte alle 48h) sondern auch wer “vollimunisiert” oder “nicht imunisiert” ist”, schreibt er.
"Mobbing gegen Ungeimpfte"?
“Wo bleibt da der Datenschutz?”, fragt der Mitarbeiter weiter. Die Liste hänge öffentlich an der Anschlagtafel vorm Büro des Chefs, wo auch Postboten, Putzpersonal und generell betriebsfremde Personen vorbei gehen würden. “Ich als Ungeimpfter fühle mich, als wäre das große Mobbing auf mich und andere Ungeimpfte in der Firma eröffnet”, fürchtet er.
Zivildiener würden zu Abstrichen geschickt
Die Liste ist nicht der einzige Missstand, den der anonyme “Whistleblower” kritisiert. Der Verfasser, der seine Mail mit “Sandra” signiert, schreibt weiter:
“Es läuft vor allem in der Arbeit so einiges schief, und es scheint niemanden zu interessieren. 24/7 Maskenpflicht im Auto und auf dem Stützpunkt aber während sie das predigen und mit den Mitarbeitern schimpfen tragen die Herren im Büro selbst keine Maske. Fast täglich führen wir Covid Patienten durch Wien und bekommen dafür weder die 500 euro Coronabonus vom Staat noch eine Infektionszulage durch die Firma. Es werden Zivildienst-Praktikanten, die noch keine fertigen Rettungssanitäter sind da die Abschlussprüfung noch fehlt, mit nicht medizinischem Personal zum Abstreichen geschickt (dabei darf dies nur medizinisches Personal machen) aber wenn der Chef von der roten Partei Wiens ist, geht das anscheinend problemlos.” (Fehler im Original)
FPÖ-Nepp fordert Konsequenzen
Auch an die Wiener FPÖ ist das Schreiben gegangen. Stadtrat Dominik Nepp fordert Konsequenzen. “Eine solche öffentlich ausgehängte Liste führt zu einer Spaltung der Mitarbeiter. Diese Vorgehensweise ist Datenschutzrechtlich ein Skandal. Dass die Vorgesetzten ungeimpfte Mitarbeiter vor ihren Kollegen an den Pranger stellen, aber dann selbst im Büro keine Masken tragen, zeigt wie heuchlerisch diese Aktion ist. Solche Listen gehören sofort abgehängt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen.”
Telefonisch war für unsere Anfragen bislang niemand vom Samariterbund zu erreichen. Eine schriftliche Anfrage nach einer Stellungnahme wurde beantwortet:
Stellungnahme des Samariterbunds
“Ganz grundsätzlich halten wir fest, dass die Dokumentation von Nachweisen einer geringen epidemiologischen Gefahr beim Samariterbund Wien ausschließlich in einer nur im ASB-internen Netzwerk verfügbaren Webapplikation zur Verarbeitung von Ressourcen erfolgt. Die Datenverschlüsselung findet automatisch mittels einer DBMS_CRYPTO PL/SQL Verschlüsselung statt, welche innerhalb der Datenverarbeitung nicht entschlüsselt werden. Die Zugriffsberechtigungen sind auf das unbedingt erforderliche Maß eingeschränkt. Ausdrucke von der in der genannten Webapplikation erfolgten Dokumentation werden keine gemacht. Selbst wenn ein Ausdruck gemacht würde, wäre dies der Ausdruck eines Screenshots und kein Dokument in Listenform.
Vor diesem Hintergrund sind uns Ihre Ausführungen nicht nachvollziehbar. Sehr gerne sind wir jedoch dazu bereit, den Sachverhalt zu erheben. Hierfür benötigen wir aber, wie angemerkt, nähere Informationen.
Zu Ihrer zweiten Frage: Rettungssanitäter*innen in Ausbildung dürfen zu Einschulungszwecken (maximal 24 Stunden) testen, das ist auch rechtlich abgedeckt.”
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