Hafstrafe hinter Gittern bestätigt: Kreml-Kritiker Nawalny muss 9 Jahre im Gefängnis bleiben
Mit Fassung, Humor und Mut nahm Alexej Nawalny das Urteil eines russischen Gerichts auf, das seine Berufung gegen die neunjährige Haftstrafe, zu der der bereits Inhaftierte unter anderem aufgrund des Vorwurfs von Veruntreuung verurteilt worden war, abwies. Der Kreml-Kritiker wird nun in eine Strafkolonie mit noch härteren Bedingungen verlegt.
Ein russisches Gericht hat die Berufung des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny gegen eine neunjährige Haftstrafe zurückgewiesen. Das Urteil vom 22. März gelte unverändert und trete mit sofortiger Wirkung in Kraft, sagte ein Richter heute in Moskau.
Dies bedeutet eine Verlegung Nawalnys in eine Strafkolonie mit deutlich härteren Haftbedingungen. Nawalny war im März wegen des Vorwurfs der Veruntreuung sowie Missachtung des Gerichts zu neun Jahren Haft verurteilt worden.
"Ich verachte Euer Gericht, Euer System"
Der bereits inhaftierte Nawalny nahm – hinter Gittern – per Videoschaltung an dem Gerichtstermin teil. Er trug schwarze Gefangenenkleidung und eine Winterjacke, wirkte zunächst gefasst und scherzte über Probleme bei der Tonübertragung.
Die Urteilsverkündung verfolgte er mit mürrischem Gesicht und nahm kein Blatt vor den Mund, als er sich zum Ende des Verfahrens ein letztes Mal äußern durfte: “Ich verachte Euer Gericht, Euer System”, sagte er, der Prozess habe “keinen Sinn”.
“Natürlich habe ich keine Lust, in einer Zelle zu stecken”, sagte er. “Ich würde lieber meine Kinder aufwachsen sehen.” Er rief die Menschen auf, “keine Angst zu haben“. Angst zu haben sei ein “Verbrechen an unserer Zukunft”, fügte er hinzu.
Nawalny bereits seit 16 Monaten in Haft
Der Berufungsprozess hatte vergangene Woche begonnen, Nawalny bat jedoch um Verschiebung der Anhörung um eine Woche, damit er vor einer Verlegung in eine andere Strafkolonie noch einmal seine Familie treffen könne.
Der Oppositionelle sitzt bereits seit Jänner 2021 wegen anderer Vorwürfe in Haft. Im März dann urteilte ein Gericht, Nawalny habe an seine politischen Organisationen gezahlte Spendengelder in Höhe von mehreren Millionen Euro für persönliche Zwecke genutzt.
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