Impf-Erfolg: Was Großbritannien besser gemacht hat
Das britische Impftempo ist deutlich höher als in der EU. Die Gründe: Die Briten beschafften sich die Impfstoffe selbst, das tat nicht die EU, sie ließen überall impfen, wo es Personen gibt, die das können, und sie impften mit AstraZeneca ungebrochen weiter.
Die Briten lassen die Korken knallen: Der Lockdown ist vorbei. Fast die Hälfte der Bevölkerung hat zumindest einmal eine Impfung erhalten. Österreich und alle EU-Staaten hinken hinterher. Von Party-Stimmung merkt man in Wien nichts. Zurzeit haben die Geschäfte zu.
Das höhere Impftempo der Briten hat mehrere Gründe.
Impfstoff-Beschaffung ohne EU-Kommission
Den Briten traten nicht die Impfstoff-Beschaffung an die EU-Kommission ab. Nach dem Brexit blieb es ihnen erspart, sich diese Frage stellen zu müssen. Schade, dass man es so hart formulieren muss. Unter dem Diktat von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Kommission die Impfstoff-Beschaffung innerhalb der EU an sich gerissen. Das Ergebnis war ein Fiasko. Den Wettbewerb, den die EU innerhalb der EU-Staaten ausgeschaltet hat, den hat sie auf globaler Ebene gnadenlos verloren und wurde von Großbritannien – und anderen Staaten – abgehängt. Ihr planwirtschaftliches Denken ist schuld, urteilte der deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn – der eXXpress berichtete. Die EU beförderte die Bürger in eine “sozialistische Mangelverwaltung”.
Die EU-Staatschefs hätten es besser wissen müssen: Die Vorgangsweise der EU-Kommission widersprach den EU-Verträgen, widersprach der Subsidiarität und zeugte von einem Unverständnis für die essentielle Rolle des freien Wettbewerbs bei der Versorgung mit knappen Gütern. Dieser Wettbewerb hätte die Impfstoffbeschaffung beflügelt, wie Hans-Werner Sinn nicht müde wurde zu betonen. Einzelne europäische Akteure – darunter auch Apotheken und Gesundheitszentren – hätten sich an diesem Wettrennen um Impfstoffe beteiligen können.
Hausärzte, Apotheker, Impfzentren: Sie alle impfen
Wer impfen kann, der soll es auch tun. So handhaben das die Briten. Bei den Impfzentren ist Großbritannien erfinderisch: Leere Stadien, Rennbahnen, Einkaufszentren und selbst Kirchen wurden dafür umfunktioniert. Abseits der Impfzentren dürfen auch Hausärzte und zahlreiche Apotheken impfen. Gegen Letzteres wehren sich in Österreich zurzeit die Ärzte, dabei bieten sich die Apotheken für flächendeckende Corona-Impfungen durchaus an. Die Apotheken stünden auf jeden Fall “sofort parat”, um die Schlagzahl der Impfungen zu erhöhen, unterstrich die Präsidentin der Apothekerkammer Ulrike Mursch-Edlmayr, wie der eXXpress berichtet. Ob sie das auch tun dürfen, wird die Politik entscheiden.
Mit AstraZeneca weiter gemacht
Die Impfkampagne mit dem AstraZeneca-Impfstoff wurde in vielen europäischen Ländern gestoppt, teils endgültig wie in Dänemark, teils nur vorübergehend, wie etwa in Deutschland. Die Briten waren darüber schlicht verblüfft. Der betroffene Impfstoff wurde in Großbritannien seit seiner Eilzulassung Ende Dezember Millionen Mal verabreicht – ohne als dass größere Zwischenfälle bekannt geworden wären.
Die Berichte über häufiger auftretende Blutgerinnsel und Thrombosen nahm Großbritannien durchaus ernst. Die britische Medikamentenzulassungsbehörde MHRA sah dennoch keinen Anlass, die Impfkampagne mit dem AstraZeneca-Impfstoff zu stoppen – und später auch nicht die EU-Behörde EMA (Europäische Arzneimittel-Agentur). In Österreich wurde das Impfen mit Astrazeneca nie eingestellt, wie man anerkennen muss. Leider gibt es zurzeit dennoch Lieferengpässe mit dem Präparat.
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