In Interview: Plagiatsjäger belastet erneut Justizministerin Zadic
Die bisherigen Entdeckungen in der Dissertation von Justizministerin Alma Zadic (Grüne) sind gravierend. Fünf “Plagiatsjäger” werden jetzt noch genauer hinsehen. Aber sie sind selbst im Visier: Sogar Morddrohungen habe es schon gegeben. Jetzt sagt Stefan Werber im Interview: “Zadic betrieb Synonymplagiarismus.”
Von 15 Personen, die der Plagiatsforscher Weber bislang überführt hat, waren elf Männer und vier Frauen. Darunter waren Politiker der SPÖ, der ÖVP und der Grünen – und auch der Historikerbericht der FPÖ. Den Vorwurf, er würde seine „Opfer“ nach Parteizugehörigkeit oder gar nach Geschlecht wählen, weist Weber entschieden zurück. „Mich interessiert die Veränderung der Zitierkultur und warum in Österreich oftmals so laxe Ansichten und Regeln herrschen“, so der Plagiatsjäger in einem Interview mit dem „Kurier“.
Einmal mehr macht Weber klar, dass die Arbeit der Justizministerin im Internet für jedermann zugänglich sei. Es sei absurd, sich überhaupt rechtfertigen zu müssen, diese zu prüfen, was im Falle der Arbeit der Justizministerin bereits im Jahr 2020 erstmals geschah. Eine spezielle Software hat damals kein Plagiat zutage gefördert. Das kann sich der Experte mittlerweile aber auch erklären: „Es liegt an der Art, wie Frau Zadić Synonymplagiarismus betrieben hat, das heißt die Ersetzung weniger Wörter pro Satz“.
Diesen Plagiatstyp erkenne kein Computer-Programm – hierfür brauche es das menschliche Gehirn. Unterdessen hat Weber übrigens vier Plagiatsfragmente gefunden, davon ein schwerwiegendes in der “eigenen“ Schlussfolgerung.
Wer bezahlt das alles?
Angesprochen auf die Finanzierung seiner Arbeit antwortet Weber im „Kurier“, die kursorische Softwareprüfung im Jahr 2020 wurde von einer Privatperson bezahlt, mit einer Summe im weit unteren vierstelligen Bereich. Die derzeitige Plagiatsprüfung dieser Dissertation erfolge unbezahlt. Es sei die wissenschaftliche Neugierde, der Ansporn, den Subtext unter dem Text freizulegen, der Weber antreibt.
Todesdrohungen gegen Plagiatsprüfer
Die bisherigen Enthüllungen des eXXpress sorgten bereits für Empörung unter Rechtswissenschaftlern, doch halten sich fast alle bedeckt. Der Fall muss noch gründlich durchleuchtet werden. Klar ist nur so viel: Zentrale Passagen in der Doktorarbeit der Justizministerin sind offensichtlich ein Plagiat. Mittlerweile wurden schon weitere Stellen ausfindig gemacht, doch der eXXpress wartet mit Enthüllungen vorerst ab, bis die Plagiatsjäger zu einem Ergebnis gelangt sind. Was bedenklich stimmt: Alle Prüfer wollen anonym bleiben. Der Druck ist groß. Einzelne haben schon Morddrohungen erhalten.
Fakt ist: Österreich hat ein Universitätsgesetz, und das ist im Hinblick auf Plagiate klar formuliert. Und: Niemand steht über dem Gesetz, unabhängig von Amt und politischer Zugehörigkeit, auch nicht eine grüne Justizministerin.
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