Interview: Söldner-Boss Prigoschin kritisiert Putin - und lobt die ukrainische Armee
Auch dieses Interview zeigt: Der Söldner-General dürfte wenig Angst vor Wladimir Putin haben, für den er eben Bakhmut erobert hat. Jewgeni Prigoschin (61) kritisiert die Pläne zur Demilitarisierung der Ukraine und spricht mit Wertschätzung über Selenskyjs Armee.
Knallharte Kritik an der Strategie des Kremls kommt jetzt erneut vom Boss der russischen Söldner-Gruppe Wagner, der auch als Catering-Unternehmer des Kremls zum Multimillionär wurde: Die Demilitarisierung der Ukraine sei total gescheitert, meint Jewgeni Prigoschin (61) durchaus emotional formulierend im aktuellsten Interview. Der Söldner-General wörtlich: “Wir haben sie dazu gebracht, dass ihre Armee statt 20.000 Soldaten jetzt 400.000 hat. Und statt 500 wird die Ukraine bald 5000 Panzer haben.”
Und von einem berühmten Feldherrn der Geschichte – von Julius Cäsar (100 bis 44 v. Chr.) – könnte sich Putins Söldner-Boss eines abgekupfert haben: Den Feind und dessen Armee zu loben, die Stärke des gegnerischen Heeres zu betonen.
"Ukrainer stecken selbst schwerste Verluste weg"
So sagt Prigoschin im aktuellen Interview, das nun auch auf Twitter zu finden ist: “Die ukrainische Armee ist eine der stärksten der Welt. Sie ist ausgezeichnet organisiert, die Ausbildung ist gut, der Geheimdienst arbeitet gut. Sie haben alle Waffensysteme – noch aus der Sowjet-Zeit, aber auch von der NATO. Und sie können sie wirklich erfolgreich einsetzen.”
Außerdem hätten die Soldaten eine hohe Motivation: “Es gibt für sie ein übergeordnetes Ziel, es ist ihr großer vaterländischer Krieg. Und sie stecken selbst schwerste Verluste weg.”
Der Hintergrund für diese überraschenden Aussagen Prigoschins könnte sein: Je stärker der Feind, desto mehr Ruhm für den, der ihn besiegt – dies ist ja auch bekanntlich vom hier bereits erwähnten Cäsar überliefert (und alle kennen auch dessen Ende).
Russische Truppen rücken weiter vor
Nach den massiven Geländegewinnen in der Schlacht um Bakhmut rücken Russlands Truppen im Ukraine-Krieg offenbar weiter vor. Dabei sollen die Angreifer vor allem die bestehende Infrastruktur nutzen.
Wie das Institute for the Study of War (ISW) am Dienstag berichtet, haben die Söldner der Wagner-Gruppe nun auch die Autobahn TO504 im Südwesten der Stadt unter Kontrolle. Russische Flaggen auf Gebäuden im Westen könnten zudem auf die Eroberung des restlichen Stadtgebiets hindeuten, hieß es. Auch an der Front westlich der Stadt Donezk sollen russische Einheiten auf einer Schnellstraße vorgerückt sein.
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