Irans Atompläne: Ab heute Weltpolitik im Wiener Palais Coburg
Wenn diese Gespräche scheitern, droht eine Eskalation am Golf. Im Palais Coburg hatten im Juli 2015 die Außenminister der USA und des Iran in wochenlangen Gesprächen das Atomabkommen ausgehandelt. An diesem Montag kehren die Unterhändler zurück in das Hotel in der Wiener Innenstadt und unternehmen den finalen Versuch, die Vereinbarung noch zu retten.
Die am Montag in Wien beginnenden neuen Atomgespräche mit dem Iran stehen unter keinem guten Stern. Nach Angaben von Experten hat der Iran den Weg zur Atombombe nochmals deutlich verkürzt. Laut einem am 19. November veröffentlichten Bericht des Institute for Science and International Security, eines Washingtoner Think Tanks, würden dem Iran drei Wochen reichen, um genügend waffenfähiges Uran für den Bau einer Atombombe herzustellen.
Iran beteuert, keine Bombe bauen zu wollen
Das berichtete vor wenigen Tagen die “Neue Zürcher Zeitung”. Der Grund für die verkürzte sogenannte “Breakout”-Dauer liege in den stark gewachsenen iranischen Vorräten an mittelstark (20 Prozent) und hoch (60 Prozent) angereichertem Uran. Dieses Spaltmaterial lässt sich relativ schnell auf 90 Prozent anreichern und damit in waffenfähige Form bringen.
Das Institut hatte die “Breakout”-Dauer im Fall des Iran noch im Februar wesentlich länger geschätzt, auf gut drei Monate. Im damaligen Szenario hätte das Teheraner Regime bei einem allfälligen Sprint in Richtung Atombombe nur auf Vorräte an schwach angereichertem Uran zurückgreifen können, was heute nicht mehr nötig wäre.
Der Iran betont weiterhin, dass er keine Atombombe bauen will. Aber mit der technischen Voraussetzung, eine solche im Krisenfall sehr schnell herzustellen, erlangt es nun ein starkes Machtinstrument. Über sein Atomprogramm will der Iran in Wien auch nicht verhandeln. Es ginge nur darum, ob die USA zum Atomabkommen von 2015 zurückkehren und dass die Sanktionen gegen Teheran aufgehoben werden, heißt es unisono aus der aus Hardlinern bestehenden iranischen Führungsriege.
Der Iran verweigert auch der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) die geforderte Kooperation. In zwei Mitte November durchgesickerten Berichten übte die IAEA Kritik an Teheran. Einerseits beklagt sie sich über Irans Haltung im Streit um die Überprüfung mehrerer verdächtiger Anlagen. Die Wiener Aufsichtsbehörde verlangt Erklärungen zu drei Anlagen, in denen Atominspektoren Spuren von nuklearen Stoffen entdeckt haben, und zu einer vierten, die bis jetzt nicht inspiziert werden durfte. Iran verweigert die nötige Transparenz dazu bereits seit mehr als zwei Jahren. In diesem Sinnen beklagte sich auf IAEA-Chef Rafael Grossi.
Der frühere IAEA-Chefinspektor Olli Heinonen erklärte kürzlich in einem israelischen Privatsender, der Iran könne bereits als nukleare Schwellenmacht bezeichnet werden. Das beunruhigt die Israels sehr. Der israelische Premier Naftali Bennett erklärte am Sonntag, sein Land sei “sehr besorgt”, dass die Weltmächte im Gegenzug für unzureichende Obergrenzen seines Atomprogramms Sanktionen gegen den Iran aufheben könnten.
Israel will Irans Atombombe zur Not alleine verhindern
Laut Medienberichten bereitet sich das israelische Militär bereits darauf vor, notfalls im Alleingang den Iran am Bau der Atombombe zu hindern. Das könnte die Lage in der ohnehin hochexplosiven Nahostregion weiter verschärfen. Israel hat bereits in der Vergangenheit im Bau befindliche Atomanlagen im Irak und in Syrien zerstört. Außerdem steckt Israel mutmaßlich hinter Anschlägen auf iranische Nuklearphysiker und Cyberangriffen auf Atomanlangen. Auch Saudi-Arabien und die Golfemirate fühlen sich durch den Iran bedroht.
Sollte der Iran tatsächlich eine Atombombe bauen, könnte dies einen atomaren Rüstungswettlauf in der Region auslösen. Israel besitzt nach Expertenangaben einige Hundert Atomsprengköpfe. Sollte tatsächlich ein bewaffneter Konflikt zwischen dem Iran und Israel ausbrechen, wären die Folgen unabsehbar.
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