Islam-Landkarte: Der Initiator Ednan Aslan steht wegen massiver Drohungen unter Polizeischutz
Nach ziemlich direkten Morddrohungen steht der Islamwissenschaftler Ednan Aslan unter Polizeischutz. Die heftige Kritik an der von ihm initiierten Islam-Landkarte ist für ihn irrational: “In Wahrheit ist Bundeskanzler Kurz die Zielscheibe der Angriffe.”
Nicht nur die Kritik an der Islam-Landkarte eskaliert seit ihrer Präsentation zusehends, auch die Drohungen gegen ihren Initiator, den Wiener Professor für islamische Religionspädagogik Ednan Aslan, haben eine neue Eskalationsstufe erreicht. Wegen Morddrohungen steht Aslan mittlerweile unter Polizeischutz. Zwar habe er schon viele Drohungen erlebt, wie er berichtet, aber die jüngsten Angriffe seien sehr beunruhigend.
Aslan: "So eine Hysterie habe ich noch nie erlebt"
“Ich wurde in der Vergangenheit schon als vieles bezeichnet”, sagt der Islamwissenschaftler im Gespräch mit dem eXXpress. “Meistens waren es Schimpfwörter. Doch diesmal erhielt ich theologisch geschulte Protestanrufe.” Es waren Mitteilungen wie “Gott wird dich durch unsere Hände strafen”, oder “Wenn du Gott nicht fürchtest, dann sollst du Gott durch uns fürchten”, die Aslan aufhorchen ließen. Solche Formulierungen seien “Ausdruck einer geschulten Gewalttheologie”.
Auch die öffentliche Stimmung ist wegen der Islam-Landkarte zurzeit erhitzt. Die Welle an Kritik macht Aslan perplex. “So eine Hysterie habe ich noch nie erlebt, dabei war ich schon Gutachter bei Dschihadisten-Prozessen und habe auch wegen meiner Studie über Islam-Kindergärten Gegenwind erfahren.” Was Ednan Aslan so verwundert: Die Islam-Landkarte ging 2011 erstmals online und ist seither bestens bekannt, gerade unter den dort genannten muslimischen Einrichtungen, von denen sich einzelne jetzt auf einmal erregen.
Jahrelang war Verletzung des Datenschutzes kein Thema
Seit damals wurde die Landkarte im Austausch mit den Moscheen und Vereinen weiterentwickelt, bis sie 2017 offline ging, weil es keine Fördergelder mehr gab. Niemand hat bis dahin die Islam-Landkarte öffentlich so scharf angegriffen wie jetzt, niemand hat ihr auch die Verletzung von Persönlichkeits- und Datenschutzrechten vorgeworfen, wie es nun die Muslimische Jugend in Österreich (MJÖ) tut, die deshalb klagen will.
“Die MJÖ wünscht die Sichtbarkeit des Islam nach außen”, meint dazu Aslan. “Sie will das Kopftuch, auch in der Schule, ebenso das Minarett und den Niqab (einen Gesichtsschleier), aber sobald die islamischen Strukturen sichtbar gemacht werden, ist die MJÖ dagegen.”
"Mein Ziel: das islamische Leben öffentlich machen"
Aslan hat aber für all die Vorwürfe eine Erklärung: “In Wahrheit ist Bundeskanzler Sebastian Kurz Zielscheibe der Angriffe.” Bundeskanzler Kurz hat in den vergangenen Jahren die Errichtung einer “Dokumentationsstelle politischer Islam” gefordert, die unter der jetzigen Regierung ihre Arbeit aufgenommen hat. Dank Fördergeldern der Doku-Stelle wird die Islam-Landkarte auch weitergeführt und aktualisiert.
Angesprochen auf den Vorwurf, wegen der Unterstützung durch die “Dokumentationsstelle politischer Islam” würden alle auf der Landkarte angeführten Einrichtungen implizit unter Islamismus-Verdacht gestellt, entgegnet Ednan Aslan: “Ich mache nicht das, was die Dokumentationsstelle tut. Mein Ziel ist es, das islamische Leben öffentlich zu machen und es aus seiner Verschlossenheit zu befreien. Wenn auf der Landkarte zum Beispiel der islamische Gebetsraum im Wiener AKH angeführt ist, dann weiß jeder: Dort kann man beten. Das ist keine Kritik.”
Alle Islamverbände wurden vorab informiert
Dass über die Landkarte auch private Adressen öffentlich zugänglich sind, sei ebenfalls nichts Neues und liege schlicht daran, dass diese auch in den öffentlich einsehbaren Vereinsregisterauszügen angeführt werden. “Ob die dort öffentlich zugängliche Adresse der offizielle Vereinssitz ist oder die private Adresse eines Vorstandsmitglieds – das kann ich nicht erkennen.”
Auch wurden alle Islamverbände über die Landkarte neuerlich informiert, bevor sie wieder online ging, erzählt Aslan: “Ich habe allen großen Verbänden die entsprechenden Texte, mit denen sie beschrieben werden, zugeschickt. Die meisten haben überhaupt nicht reagiert, eine Vereinigung hat mir ihre eigene Selbstdarstellung zugeschickt.”
Über mehr als 600 islamische Moscheen und Vereine kann man sich auf der Islam-Landkarte informieren. Als “Work in progress” biete sie “einen Überblick über muslimische Einrichtungen in Österreich”, heißt es auf der Homepage.
Kommentare