Italien will seine Gasspeicher bis zum Winter füllen
Schon bis Ende dieses Monats will Italien seinen Gas-Füllstand von 55 auf 60 Prozent erhöhen. Bis November sollen es gemäß dem Kabinett um Premier Mario Draghi 90 Prozent sein. Das Land hat bereits zahlreiche Maßnahmen gesetzt, um seine Energieversorgung zu diversifizieren
Italien stöhnt ebenfalls unter sinkenden Gas-Lieferungen. Allerdings ist sein Füllstand höher als in Österreich, er liegt zurzeit bei 55 Prozent, in Österreich sind es 46 Prozent. Darüber hinaus könnte das Nachbarland dank vieler eben erfolgter Maßnahmen schon bald gänzlich unabhängig von russischem Gas sein. „Wir müssen sehr schnell vorgehen“, erklärte der Minister für den ökologischen Wandel, Roberto Cingolani.
Neue Pipelines und Verträge
Italien unternimmt viel, um seine Energieversorgung zu diversifizieren. Hoffnungen bringt etwa die neue Pipeline TAP (Trans Adriatic Pipeline), die ihr Gas aus Aserbaidschan bezieht. Im vergangenen Jahr lieferte die erst 2020 eingeweihte Leitung schon fast 10 Prozent der Importe. Flüssiggas kam im vergangenen Jahr im Volumen von gut 13 Prozent der Einfuhren ins Land. Nicht zu vergessen der Gashahn aus Algerien: Erst kürzlich hatte das Land ein Abkommen mit dem algerischen Staatsunternehmen Sonatrach geschlossen, das bis 2023/24 zusätzliche Gaslieferungen von bis zu neun Milliarden Kubikmeter pro Jahr vorsieht.
Ein weiterer kürzlich unterzeichneter Vertrag mit Ägypten stellt den Italienern noch in diesem Jahr Flüssiggas-Lieferungen von bis zu drei Milliarden Kubikmeter in Aussicht. Das Flüssiggas soll generell erhöht werden. Unser Nachbarland hat drei Terminals, zwei schwimmende Anlagen sollen bald hinzukommen.
Ab der zweiten Hälfte von 2023 kein russisches Gas mehr
So ist es für Italien mittlerweile einfacher durch verschiedenste Länder Gas zu beziehen. „In der zweiten Hälfte des kommenden Jahres können wir wirklich anfangen fast völlig unabhängig von Russland zu werden“, erklärte Cingolani. Ebenso will Italien die Produktion seiner Kohlekraftwerke maximieren, um Gas zu sparen. Im südlichen Nachbarland gibt es sieben Kraftwerke, die teils stillgelegt sind oder nur auf Sparflamme laufen. Die Klimapolitik rückt damit in den Hintergrund.
Bis vor drei Jahren war Russland der größte Rohöl-Lieferant des Landes. Vor Beginn des Ukraine-Konflikts hatte Italien etwa 48 Prozent seines importierten Gases aus Russland bezogen. Diese machten im vergangenen Jahr 29 Milliarden Kubikmeter aus. Gas ist von größter Bedeutung für Italien. Der Erdgasverbrauch in Italien im Jahr 2021 betrug rund 73 Milliarden Kubikmeter. Die Hälfte des Stromes wird durch Gas gewonnen, das die Italiener für Kochen und Heizen brauchen.
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