Japan nimmt Abschied: Trauer um getöteten Ex-Ministerpräsident Abe
Japan hat am Dienstag Abschied von dem bei einem Anschlag getöteten Ex-Ministerpräsidenten Shinzo Abe genommen. Zahllose Menschen säumten die Straßen Tokios, als der Leichnam des langjährigen Regierungschefs in einem Leichenwagen durch die Hauptstadt gefahren wurde.
In einem Tokioter Tempel kamen Angehörige und Freunde zu Abes Beisetzungszeremonie im privaten Kreis zusammen, eine öffentliche Zeremonie ist erst für einen späteren Zeitpunkt geplant.
Dennoch versammelte sich vor dem Zojoji-Tempel eine größere Menschenmenge, um Abe die letzte Ehre zu erweisen. Viele Menschen brachten Blumen mit, viele trugen Schwarz. “Ich kann meine Trauer nicht überwinden, deswegen bin ich hergekommen, um Blumen niederzulegen und ein Gebet zu sprechen”, sagte der 41-jährige Tsukasa Yokawa. Er bezeichnete Abe als “großen Ministerpräsidenten”, der viel getan habe, um Japans globale Rolle zu stärken.
Tat sorgt für Fassungslosigkeit
Abe war am Freitag bei einem Wahlkampfauftritt in der westjapanischen Stadt Nara niedergeschossen worden. Wenige Stunden später wurde der er im Krankenhaus für tot erklärt. Das Attentat wurde von einem Arbeitslosen verübt. Die örtliche Polizei räumte bereits ein, dass die Schutzmaßnahmen für Abe unzureichend gewesen seien.
Die Tat hatte in Japan – ein Land, in dem sowohl Waffenkriminalität als auch politische Gewalt äußerst selten sind – für Fassungslosigkeit gesorgt. Abe war der am längsten amtierende Ministerpräsident Japans. Auch nach seinem Rücktritt 2020 war er in der regierenden LDP eine prägende Kraft. Mit den nach ihm benannten “Abenomics” krempelte Abe das Land um. Durch die aktive Wirtschaftsförderung aus lockerer Geldpolitik, hohen Staatsausgaben und Reformen gelang es Japan, ab 2012 die Wirtschaft anzukurbeln.
Japanische Truppen im Auslandseinsatz
In Abes Amtszeit fiel auch eine tiefgreifende Änderung der Außen- und Sicherheitspolitik. 2014 legte seine Regierung die Verfassung neu aus, sodass japanische Truppen erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg an Auslandseinsätzen teilnehmen konnten. Der Kurswechsel stieß jedoch in der Bevölkerung auch auf Kritik.
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