Juden blicken mit Angst auf das Wochenende: Weitere Anti-Israel-Demos von Extremisten sind geplant
Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) hat ihre Mitglieder bereits gewarnt: Für Samstag haben Islamisten und Linksextremisten weitere Anti-Israel-Demos geplant. Auf antisemitische Vorfälle stellt man sich bereits ein. Zuletzt wurde bei einer Demo in Wien zu Gewalt gegen Juden aufgerufen. “Eigentlich unfassbar”, sagt in IKG-Mitglied. Eine Gegenveranstaltung wird es aber auch geben.
Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) in Wien warnt ihre Mitglieder: Der Samstag wird ungemütlich. Manche Orte sollte man besser meiden. Neben Anti-Corona-Demos in der Wiener City, bei denen ebenfalls antisemitische Hassparolen gefallen sind, planen islamistische und linksradikale Organisationen darüber hinaus Anti-Israel-Demonstrationen im ersten und im zehnten Wiener Gemeindebezirk. Gerade bei größeren Menschengruppen in der Innenstadt ist Vorsicht geboten, unterstreicht die IKG. Vielen sitzt der Schock über die Anti-Israel-Demo am Mittwoch noch in den Knochen. Die antisemitischen Sprechchöre dort wurden nicht vergessen.
Gestern demonstrierten etwa 2.000 Menschen gegen Israel. Mehrere islamistische und rechtsextreme Gruppierungen beteiligten sich am Protest. Antisemitische Parolen prägten das Bild. Die IKG rief ihre Mitglieder aufgrund der Gefahr von Übergriffen dazu auf, den Bereich zu meiden. pic.twitter.com/yzCw4E4QbP
— Presse Service Wien (@PresseWien) May 13, 2021
"Was wir in den letzten Tagen gesehen haben, ist unfassbar"
“Uns bleibt leider nichts anderes übrig, als die Veranstaltungsorte großflächig zu meiden”, sagt Reuven Rennert im Gespräch mit dem eXXpress. Er ist Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde und arbeitet als selbstständiger Kommunikationsberater in Wien. Von früheren Kampagnen gegen Israel wisse man bereits, “dass diese innerhalb kürzester Zeit auch in Wien zu tätlichen Übergriffen auf Juden führten.” Rennert ist Mitglied des Jewish Diplomatic Corps des Jüdischen Weltkongresses, unterstreicht aber, ausschließlich als Privatperson zu sprechen.
Dass Auseinandersetzungen im Nahen Osten für Wiener Juden massive Konsequenzen haben, ist nichts Neues, unterstreicht Rennert. Aber: “Was wir in den letzten Tagen gesehen haben, ist unfassbar: Ein Mob auf der Mariahilfer Straße verteidigt nicht nur den Raketenterror gegen israelische Zivilisten, sondern skandiert auch Schlachtrufe, die zur Gewalt gegen alle Juden aufrufen. Die Leute in unserer Gemeinde sind besorgt. In so eine aggressive Demonstration gemeinsam mit Kindern und Familie zu gelangen, ist gemeingefährlich.”
Gegendemonstration sollen ebenfalls stattfinden
Auch in anderen Bundesländern sind für Samstag Anti-Israel-Kundgebungen geplant. So hat etwa die wegen ihrer Anti-Israel-Hetze berüchtigte steirische “Friedensplattform” eine Demonstration in Graz ankündigt.
Es soll aber auch Gegenveranstaltungen geben. In Wien wird um 17 Uhr am Herbert-von-Karajan Platz “Gegen jeden Antisemitismus” demonstriert.
“Die Situation ist angespannt”, betont Rennert. “Es gibt natürlich auch die Sorge um viele Verwandte und Freunde in Israel, die dieser Tage in Luftschutzräumen verbringen müssen.” Eines freut ihn aber: “Das heutige Hissen der Israelischen Fahne am Bundeskanzleramt ist ein wichtiges und schönes Zeichen der Solidarität Österreichs mit Israel – es zeugt von moralischer Klarheit und ich freue mich sehr, dass die Beziehungen der beiden Länder heute so gut sind.”
Islamismus-Experte: Hamas will Eskalation
Die wachsende Eskalation wird von Seiten der Hamas durchaus gewünscht, unterstreicht der österreichische Islamismusforscher Moussa Al-Hassan Diaw: “Die Hamas dreht an der Eskalationsschraube und nimmt dabei nicht zum ersten Mal zivile Opfer in Gaza bewusst in Kauf. Anscheinend sollen eben diese zivilen Opfer den Hass anstacheln und für die Hamas noch mehr Sympathien schaffen.” Diaw ist auch Gründer der NGO „Derad”und in der Extremismusprävention und Deradikalisierung tätig.
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