Kabul: Mutmaßliche Terroristen mischten sich unter die Flüchtenden
US-Präsident Joe Biden warnte bereits vor Terroristen, die sich unter die evakuierten Personen in Kabul mischen. Jüngste Erkenntnisse der britischen Behörden haben die Befürchtung bestätigt. Sechs Personen, die als Gefahr für Großbritannien gelten, wurden aufgegriffen.
Unter die zig tausend Menschen, die zurzeit aus Afghanistan evakuiert werden, könnten sich auch Terroristen mischen. Davor warnte bereits US-Präsident Joe Biden: “Terroristen könnten versuchen, die Situation auszunutzen und unschuldige Afghanen oder amerikanische Truppen ins Visier zu nehmen”, erklärte er am Sonntag. Wenig später hat sich die Befürchtung britischen Erkenntnissen zufolge bestätigt.
Sechs Personen bei Sicherheitskontrollen aufgespürt
Bisher sechs Personen, die als “unmittelbare Bedrohung” für das Vereinigte Königreich gelten, wurden bei Sicherheitskontrollen von Evakuierungswilligen aus Kabul aufgespürt, und zwar inmitten von Warnungen, dass die Terrorgruppe Islamischer Staat britische Soldaten und Beamte am Flughafen ins Visier nimmt.
Kevin Foster, der stellvertretende Minister für Einwanderung in Großbritannien, erklärte dazu: “Wir hatten in der letzten Woche im Zusammenhang mit Afghanistan mehr Treffer auf unserer ‘Flugverbotsliste’, als wir ansonsten innerhalb eines Jahres bei normalen Flügen und Reisen [aus diesem Land] erwarten würden.“
Die Sorge um die Sicherheitslage auf dem Flughafen wächst
Menschen auf der britischen „Flugverbotsliste“ gelten als direkte Bedrohung für das Vereinigte Königreich, falls sie dessen Boden betreten. Nicht in jedem Fall muss eine terroristische Bedrohung von ihnen ausgehen. So schaffte es eine der sechs Personen bis nach Birmingham, später folgte jedoch Entwarnung durch das Innenministerium: Die Person sei nicht von Interesse. Dennoch: Die Sorge um die Sicherheitslage rund um den Flughafen Kabul wächst.
Beamten der Border Force zufolge wurden vier Personen im Rahmen des Screening-Prozesses am Flughafen Kabul aufgegriffen. Mitarbeiter des britischen Innen- und Außenministeriums führen dort Sicherheitskontrollen an den ausreisenden Afghanen durch. Eine weitere Person schaffte es sogar bis nach Frankfurt.
Auch in Frankreich wurde ein angekommener Afghane in Polizeigewahrsam genommen. Wegen möglicher Verbindungen zu den Taliban wird er der Staatsanwaltschaft vorgeführt werden.
Die größte Gefahr geht von IS-Kämpfern aus
Wie das deutsche Militär mitteilte, wurde am Montagmorgen ein afghanischer Soldat durch Schüsse auf dem Flughafen getötet, drei weitere wurden von “unbekannten Angreifern” verwundet. Britisches Personal war an dem Vorfall nicht beteiligt.
„Die Bedrohung in Kabul ernst ist”, unterstrich James Heappey, der Minister für die britischen Streitkräfte. Die Gefahr gehe vor allem von IS-Anhängern aus, denn der IS in Afghanistan wurde massiv gestärkt, wie der britische Botschafter in Kabul, Sir Laurie Bristow, unterstrich. Schließlich entkamen sie nun allen den Gefängnissen. Der Diplomat fügte hinzu: “Viele andere gewalttätige Radikale wurden freigelassen“, doch den IS in Afghanistan gelte es besonders im Auge zu behalten. Diese Gruppe lehne den Westen und die Taliban ab, und ihre Absichten seien “durch und durch gewalttätig”.
Entscheidungen der USA stießen Verbündete vor den Kopf
Insgesamt 6000 amerikanische, britische und anderen westlichen Soldaten schützen zurzeit den Flughafen in Kabul. Es gibt auch Reibereien zwischen den USA und ihren Verbündeten, die verschiedene Zugänge zum Flughafen von Kabul kontrollieren. Europäische Länder sollen sich bereits darüber beschwert haben, dass die USA einseitige Entscheidungen treffen, die sich auf die Situation an ihren Gates auswirken.
“Die USA haben gelegentlich Entscheidungen getroffen, die die Situation erschwert oder den Druck auf andere Zugänge zum Flughafen erhöht haben”, sagte eine Nato-Quelle. Allerdings sei die Lage nicht so schlimm, wie manche suggerieren würden.
Die britische Regierung versicherte unterdessen, dass “gründliche Kontrollen” stattfänden. “Wenn jemand als Gefahr für unser Land eingestuft wird, werden wir Maßnahmen ergreifen”.
Kommentare