Kurz bei Parteitag: "Hatte einige Tage, in denen ich alles in Frage stellte."
Was für emotionaler Moment: Kanzler Sebastian Kurz gestand heute vor 1300 ÖVP-Delegierten beim Parteitag in St.Pölten, dass er “einige Tage hatte”, in denen er “alles in Frage gestellt hat” – so sehr hätten ihm die Attacken und die Anzeige bei der Justiz zugesetzt. eXXpressTV überträgt live.
Strahlende Gesichter im Veranstaltungszentrum in St.Pölten, die Stimmung in der ÖVP scheint bestens. Gleich zu Beginn des Parteitags hofft die Landeshauptfrau von Niederösterreich, Johanna Mikl-Leitner, in ihrem Statement auf kräftigen Rückenwind für Sebastian Kurz: “Unser Kanzler ist nur so stark, wie unser Rückhalt für ihn.”
Dann kommt einer der besten Redner der ÖVP, Klubobmann August Wöginger, an die Reihe – er stellt gleich klar: “Mit den Grünen war’s nicht immer leicht. Aber wir verstehen uns gut. Und am Ende hat’s Lösungen gegeben. Nobody’s perfect.” Einiges an kritik geht an die Oppositionspartei: Der Stil sei schlecht, im Hohen Haus sei “der Tiefpunkt in der parlamentarischen Diskussion erreicht”. Und der Löwelstraße richtet Wöginger aus: “Die glauben noch immer, es ist eine Art Naturgesetz, dass die SPÖ den Kanzler stellen müsste.”
Dann der bewegende Moment für die delegierten: Der Kanzler sagt gleich im ersten Drittel seiner Rede offen und ehrlich, wie ihm die dauernden Angriffe auch gegen seine Person zugesetzt haben. Sebastian Kurz wörtlich: “Das habe ich noch nie in einem Interview gesagt: Ich habe einige Tage gehabt, da habe ich für mich alles in Frage gestellt.”
"Fehler von 2015 nicht wiederholen"
Bei der Migration sieht Kurz eine “polarisierende Debatte”. Vor allem wegen der Situation in Afghanistan. Österreich hätte auch als kleines Land die christlich-soziale Verantwortung, vor Ort zu helfen. Zudem habe Österreich mittlerweile pro Kopf die viertgrößte afghanische Community der Welt. “Wir dürfen nicht die Fehler des Jahres 2015 wiederholen”, so der Kanzler in seiner Rede weiter.
Platter: "Haben mit Kurz alle Wahlen gewonnen"
Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter unterstreicht – unter tosendem Applaus: “Wir haben mit unserem Sebastian Kurz seither alle Wahlen gewonnen.” Gleichzeitig habe es noch nie ein Bundeskanzler so schwer gehabt, meinte Platter unter Verweis auf Ibiza, die Abwahl der Regierung und Corona. Gegen die “Kurz muss weg”-Rufe helfe nur das gemeinsame Arbeiten für das Land.
Bundeskanzler Sebastian Kurz wird sich am Samstag in St. Pölten der Wiederwahl als ÖVP Bundesparteiobmann stellen. Bereits vor seinem Eintreffen herrschte gute Stimmung. Landeshauptleute und weitere Parteikollegen äußerten sich gegenüber eXXpressTV höchst positiv über ihren Vorsitzenden. Generell sind alle voll des Lobes.
“Es ist schön, euch alle wiederzusehen”, begrüßte ein sichtlich gut gelaunter Kurz 1300 Parteifunktionäre. Erst am Tag zuvor hatte er Geburtstag gefeiert. “Wir haben schöne Momente in dem Sommer gemeinsam gehabt. Endlich habe ich einmal Leute persönlich gesehen und nicht nur in der Videokonferenz. Wir wollen den Bundesparteitag als guten Start in den Herbst nutzen,” meinte Kurz, der am Freitag auch Geburtstag hatte.
Auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner kam anschließend zu Wort. Sie lobte die Soldaten, die während der Corona-Krise im Einsatz waren: “Am Höhepunkt der Corona krise waren wir mit 8.000 Soldaten im Einsatz. Egal ob bei Grenzkontrollen oder beim Contact Tracing. Bin unglaublich stolz, welchen Beitrag sie geleistet haben.”
Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) gesteht: “Ich habe mich schon die gesamte Woche auf diesen Parteitag gefreut.” Die erfolgreichen Wahlen von 2017 und 2019 waren für sie die größten Höhepunkte bisher.
Auch ein sichtlich gut gelaunter Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) ist eingetroffen. “Wir haben mit Sebastian Kurz den besten Mann an der Spitze”, erklärt. Neben seiner Familie sind die 1300 anwesenden Funktionäre und die positive Stimmung hier für ihn der wichtigste Rückhalt.
Sämtliche bekannten ÖVP-Politiker und Minister – auch früherer Regierungen – sind gekommen, und ebenso ehemalige ÖVP-Bundesobmänner, darunter Josef Riegler, der sich als “Fan” von Sebastian Kurz outete.
Nur eine fehlt: Europa-Ministerin Karoline Edtstadler. Sie ist auf der Hochzeit ihrer Schwester.
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