Kanzler Nehammer: "Leider kann ich Ihnen keine schöneren Nachrichten bringen"
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) bekennt gegenüber eXXpress-Chefredakteur Richard Schmitt offen: “Würde ich Ihnen gerne bessere Nachrichten überbringen? Auf jeden Fall, zu jeder Zeit. Es ist nur momentan nicht möglich. Die Regeln machen nicht wir, sondern das Virus.” Die Wissenschaft stelle aber die Instrumente bereit, um das Virus zurückzudrängen.
Gleichzeitig äußerte Nehammer Verständnis über den Unmut der Menschen angesichts der verschärften Corona-Maßnahmen. Er wisse auch um die niedrigen Vertrauenwerte der Politik, deshalb appelliert er an die Österreicher: Wenn Sie nicht der Politik vertrauen, dann vertrauen Sie der Wissenschaft.
Nehammer unterstreicht: “Wir haben nur eine Atempause, machen die Öffnungsphase nur mit Sicherheitsgurt.” Großbritannien, Niederlande und Dänemark zeigten: “Wir müssen Covid sehr ernst nehmen.” Und: “Ich verstehe jeden, den das anzipft.” Doch die Maßnahmen wurden nun mal von der Covid-Krisenkoordination (Gecko) beschlossen, nicht von der Politik.
Diesmal befolge die Regierung nämlich, was die Experten der neu gegründeten Gecko festgelegt haben, und dort befänden sich “die besten Köpfe der Republik” aus sämtlichen Bereichen. Es sei ja auch der Wunsch gewesen, dass die Politik umsetzt, was die Experten fordern.”In der Gecko haben Experten aus allen möglichen Bereichen und dort gibt es ein klares Meinungsbild. Alle empfehlen genau diese Maßnahmen aufgrund der Virusmutation.”
Darüber hinaus sollen die Maßnahmen diesmal bundesweit einheitlich sein. Mit den Landeshauptleuten habe man gesprochen. Die Bundesregelung wird diesmal übernommen von den Bundesländern
"Das Virus ist ein mächtiger Gegner und kann massiv gefährlich werden"
Man appelliere an die Vernunft der Menschen und könne gar nicht alles kontrollieren, auch nicht zu Silvester. “Kontrolle innerhalb der eigenen vier Wände bleiben tabu. Die Vernunft der Menschen muss ein Faktor sein, wenn es darum geht, sich nicht zu infizieren.”
Das Virus sei ein mächtiger Gegner. “Es kann massiv gefährlich werden. Aufgrund seiner hohen Infektiosität kann es dazu beitragen, dass unsere Gesellschaft nachhaltig getroffen wird. In Berichten haben Experten von einer Wand, gesprochen, die auf uns uns zukommt. Es wäre absurd, wenn wir als Bundesregierung und das Management keine Empfehlungen geben, um nicht gegen die Wand zu fahren. Das ist alles mühsam aber notwendig.”
Man könne gegen das Virus nur tun, was die Wissenschaft bereitstellt, und das seien Impfungen, Tests, FFP2-Masken, Handhygiene und künftig auch Medikamente gegen schwere Verläufe. “Wir gemeinsam gegen das Virus” – das sei die jetzige Situation.
Zur Impfpflicht erklärte der Bundeskanzler: Sie sei wichtig, “weil sie ein ganz klares Signal ist, dass das Impfen unsere einzige echte Chance ist, dem Virus so zu begegnen, dass wir unsere Freiheit nicht ständig durch Lockdowns verlieren. Wir müssen aus der Lockdown-Logik hinauskommen.” Für genügend Impfstoffe sei gesorgt.
"Ohne Impfen wird es laufend in Wellenbewegungen neue Verschärfungen geben müssen"
Erfreulich sei: Mittlerweile werden in der EU 300 Millionen Dosen im Monat produziert. Das sei besonders wichtig, “weil wir laufend Mutationen begegnen müssen.” So könne man die Impfstoffe laufend adaptieren und Auffrischungsimpfungen herstellen. Nochmals: “Wenn wir das annehmen, was uns die Medizin anbietet, nämlich das Impfen, dann haben wir die Chance, frei zu leben. Ansonsten wird es in Wellenbewegungen laufend neue Verschärfungen geben müssen.”
Nehammer gesteht: “Wir würden uns wünschen, dass wir schon längst über andere Dinge reden könnten.” Ohne die Omikron-Variante wäre das auch der Fall: “In der Delta-Variante hätten wir jetzt schon 91 Prozent Resilienz in der österreichischen Gesellschaft. Die Delta-Variante wäre jetzt gar nicht unsere größte Herausforderung. Omikorn macht uns hier einen Strich durch die Rechnung.” Daher habe er keine bessere Nachricht, als sich impfen zu lassen.
"Wenn Sie es nicht mir als Politiker glauben, dann sprechen Sie mit einem Arzt Ihres Vertrauens"
Freudig blickt der Bundeskanzler dem Weihnachtsfest mit seiner Familie entgegen. Alle sind geimpft. “Ich freue mich auf ein Familienfest im familiären Rahmen.” Mit Weihnachten und Silvester stünden ganz wichtige Festmomente bevor. “Meine Bitte an alle ist: Passen wir aufeinander auf. Verbringen wir gut die gemeinsame Zeit, aber sichere gemeinsame Zeit.”
Zwar sehe momentan alles wieder düster aus, aber: “Die Wissenschaft und die Medizin leisten Unglaubliches. Wir werden das Virus soweit einschränken, dass es nicht unsere Freiheit einschränkt, wenn wir dieses Angebot der Wissenschaft annehmen. Wenn Sie es nicht mir als Politiker glauben – ich verstehe das, wir sind in der Glaubwürdigkeit nicht an den Top-Werten angelangt – dann sprechen Sie mit dem Arzt Ihres Vertrauens.”
Und: “Ich wünsche allen gesegnete Weihnachten.”
Viele weitere Themen kommen in diesem ausführlichen Exklusiv-Interview mit dem eXXpress ebenfalls zur Sprache – etwa die tausenden Wintertouristen, die nach Österreich kommen werden.
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