Kaum integrierbar? Neue Studie belegt wachsende Ablehnung der Zuwanderung
Eine große Mehrheit der Europäer wünscht einen Kurswechsel bei der Migrationspolitik. Das ergibt eine neue Umfrage. Die meisten halten die bisherige Zuwanderung für zu hoch und Migranten für intergrationsunwilllig. Just in Deutschland, wo die Regierung einen migrationsfreundlichen Kurs fährt, denken das besonders viele.
Die deutsche Ampel plant eine liberale Asyl- und Zuwanderungspolitik. Die meisten deutschen scheinen in dieser Frage einen breiten gesellschaftlichen Konsens vorauszusetzen, meinte kürzlich der Politologe Ralph Schöllhammer. Eine neue Umfrage zeigt ein gänzlich anderes Stimmungsbild – in Deutschland, und ebenso in anderen europäischen Ländern.
Migrationskritische Einstellung – in Osteuropa ebenso wie in Schweden
Fazit: In vielen europäischen Ländern wünscht eine große Mehrheit einen Kurswechsel in der Migration. Die Europäer zweifeln an der Integrationsfähigkeit der Einwanderer, und das nicht nur in in Osteuropa, sondern ganz besonders in als “zuwanderfreundlich” geltenden Ländern wie Deutschland und Schweden.
Beauftragt wurde die Umfrage von der deutschen Tageszeitung “Welt” gemeinsam mit Partnermedien in der europäischen Medienallianz Lena. Von 2. bis 14. Dezember hat das Meinungsforschungsinstitut Yougov 12.000 Menschen befragt, in Deutschland und ebenso in Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen, Spanien, Schweden, Ungarn, Belgien und der Schweiz.
Deutsche sind tendenziell kritischer zu Zuwanderung eingestellt als der Durchschnitt
In zehn Staaten gaben 60 Prozent der Befragten an, es habe zu viel Immigration in ihr Land in den vergangenen zehn Jahren stattgefunden. Deutschland lag sogar über dem Durchschnitt. Hier denken das 67 Prozent. In Frankreich waren es 66 Prozent, in Italien 77 Prozent und in Spanien 55 Prozent. Nur in Polen und Ungarn, wo der Anteil an Zuwanderern vergleichsweise gering ist, denken das unter 40 Prozent, also deutlich weniger.
„Die konkreten Erfahrungen der Länder mit Einwanderung sind hier entscheidend“, sagt Patrick English, Studienleiter bei Yougov. „In Osteuropa liegen die Transitstaaten, während andere Länder zu den Hauptzielen von Migranten zählen.“
Die Hälfte der Deutschen hält Zuwanderer darüber hinaus generell für “integrationsunwillig”, nur 32 Prozent denken das Gegenteil. Damit liegt die Bundesrepublik auch über dem Schnitt der restlichen Länder, wo im Durchschnitt nur 46 Prozent an der Integrationsbereitschaft der Einwanderer zweifeln.
Relativ niedrig liegt hier der Wert in Großbritannien, das seit Jahrzehnten eine relativ hohe Zuwanderung erlebt. In Ungarn – das wenige Zuwanderer im Land hat – zweifeln hier besonders viele an der Integrationswilliger der Zuwanderer, nämlich 57 Prozent.
Viele Befragten unterstützen darüber hinaus den Bau von Mauern und Zäunen zur Bekämpfung illegaler Migration. In Deutschland sprachen sich 48 Prozent für den Bau von Mauern und Zäunen im Kampf gegen illegale Migration aus. Damit liegt die Bundesrepublik hier über dem EU-weiten Schnitt von 46 Prozent. Höher ist der Wert nur in Polen (58 Prozent) und in Ungarn (71 Prozent), zwei Ländern, die über EU-Außengrenzen verfügen.
Brisant: 48 Prozent der Befragten in Deutschland fühlen sich durch Zuwanderung in ihrer nationalen oder europäischen Identität bedroht, 46 Prozent nehmen eine solche Bedrohung nicht wahr. Damit liegt Deutschland in etwa gleich auf mit den anderen Ländern. In Polen denken das etwa 46 Prozent, und in Ungarn 53 Prozent. Insgesamt spalten sich die Bürger hier in zwei Lager auf. “An diesem Punkt zeigt sich, dass Europa gespalten ist, was die grundsätzliche Einstellung zu Einwanderung angeht”, sagt Yougov-Experte English.
Als Hauptsorge im Zusammenhang mit Einwanderung nennen viele Menschen die Sorge vor steigender Kriminalität und religiöser Intoleranz. Sorgen wie Konkurrenz um Wohnungen und Jobs spielen eindeutig eine deutlich geringere Rolle.
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