Kein Feminist: Grüne streichen Gründungskanzler Adenauer aus ihrem Programm
Ernsthaft: Weil ihnen der erste deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer vor 70 Jahren zu wenig Feminist war, haben die Grünen ein legendäres Zitat des Jahrhundert-Politikers aus ihrem Programm für die Europawahl gestrichen.
Wenigstens das war logisch: Der Antrag zur Streichung des Adenauer-Zitats konnte nur von einer Grünen-Delegierten aus dem Kreisverband Berlin-Mitte kommen. Und so geschah es am Parteitag der Öko-Partei auch: „Diese Einheit war ein Traum von wenigen. Sie wurde eine Hoffnung für viele. Sie ist heute eine Notwendigkeit für alle“, lautet das Zitat des ersten deutschen Bundeskanzlers, der nach Kriegsende als großer Europäer galt und sich für die Versöhnung mit dem Erzfeind Frankreich stark machte. Adenauer wurde mit diesen Worten zu Europa im Entwurf des Wahlprogramms der Grünen für die anstehende EU-Wahl zitiert.
Doch nach dem Antrag aus Berlin stimmte eine Mehrheit dafür, das Zitat zu streichen. Mit einer aberwitzigen Begründung, die mit dem Inhalt der Adenauer-Aussage nichts zu tun hat.
Vorzeige-Grüne für Adenauer-Zitat - vergebens
Adenauer sei frauenfeindlich gewesen, hieß es. Er habe die Ernennung von Politikerinnen zu Ministerinnen in seinem Kabinett mit der Begründung abgelehnt, dass diese „zu weich“ für die Positionen seien. Außerdem habe der deutsche Gründungskanzler in den Nachkriegsjahren ehemalige NSDAP-Mitglieder in Ämter gehievt. Was dieser nie bestritt und rechtfertigte: „Hätte ich 18-jährige Soldaten in den NATO-Generalstab entsenden sollen?“, fragte er einst sinngemäß.
„Die grüne Vision für Europa ist feministisch, zeigt klare Kante gegen rechts und sie heißt definitiv nicht Konrad Adenauer“, lautete die Antragsbegründung am Parteitag im Wortlaut, die unter großem Applaus verlesen wurde.
Selbst Vorzeige-Grünen wie Claudia Roth war dies zu heftig. Sie stimmte gegen die Streichung des Zitats und stellte dabei klar, dass Adenauer selbst im „Nazi-Gefängnis“ gesessen und Deutschland zu einer freien Demokratie im Herzen Deutschlands gemacht habe – auch wenn er kein „Ober-Feminist“ gewesen sei.
Die amtierende Staatsministerin (Kultur) konnte sich gegen die Basis nicht durchsetzen.
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