Keine Note, keine Matura – keine Leistung? ÖVP und FPÖ toben über SPÖ-Schulpläne
Die SPÖ will das Schulsystem umkrempeln. 400 Delegierte haben auf der „Wiener Konferenz“ teils radikale Vorschläge unterstützt, wie die Abschaffung der Matura und der Noten. Bei ÖVP und FPÖ sorgt das für helle Aufregung. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) spricht von „Hirngespinsten linker SPÖ-Träumer“.
Andreas Babler hätte von diesen Plänen vermutlich profitiert. Bekanntlich hat der SPÖ-Vorsitzende die AHS kurz vor der Matura abgebrochen – um anschließend auch HTL, Maschinenschlosser-Lehre und zuletzt die Ausbildung zum Berufssoldaten abzubrechen. Hätte es damals weder Noten noch Matura gegeben, könnte der Vorsitzende der Sozialdemokratie heute möglicherweise einen höheren Bildungsabschluss vorweisen. Die Abschaffung von beidem – Noten und Matura – forderte nämlich nun die SPÖ auf der „Wiener Konferenz“.
Delegierten stimmen für Abschaffung der Matura
Am Samstag fand ab 9 Uhr die zweite Konferenz der Wiener SPÖ zum Thema „Bildung. Zukunftsstark.“ statt. Neben SPÖ-Vertretern wie Bürgermeister Michael Ludwig, SPÖ-EU-Delegationsleiter Andreas Schieder und AK-Präsidentin Renate Anderl sind dort auch Bildungsexperten und 400 Delegierte erschienen.
Über die „Presse“ kamen bereits im Vorfeld einige Anträge mit teils radikalen Vorschlägen an die Öffentlichkeit. Ein Antrag sieht „die Einführung einer Gesamtschule für alle 6- bis 14-Jährigen ohne Noten“ vor. Diese „Modifizierung von Unterrichtsstrukturen“ soll in den höheren Schulstufen ebenso Einschlag finden. Gefordert wird überdies „die Abschaffung der Matura“. Der entsprechende Antrag wurde von den Delegierten auch angenommen.
Sozialistische Jugend verteidigt Pläne, Polaschek klar dagegen
Die Sozialistischen Jugend Österreich rechtfertigte den Beschluss. Das Bildungssystem müsse endlich im 21. Jahrhundert ankommen, meinte der SJ-Vorsitzende Paul Stich. „Wer mindestens zwölf Jahre lang alle Prüfungen bestanden hat, braucht keinen finalen Entscheidungstag. Im Gegenteil, Schüler sollen beweisen können, dass sie das über die Jahre gelernte auch wirklich anwenden können. Wir schlagen vor, die Matura durch praxisorientierte Projektarbeiten zu ersetzen“, meinten er und die Wiener SJ-Vorsitzenden Rihab Toumi.
ÖVP und FPÖ zeigten sich schon im Vorfeld geeint in ihrer Opposition gegen die SPÖ-Vorstellungen. „Die Reifeprüfung ist ein entscheidender Meilenstein“, sagte Polaschek, und sprach von „Hirngespinsten linker SPÖ-Träumer“. Nach der Absolvierung seien die jungen Erwachsenen reif für Beruf oder Studium. „Eine Abschaffung der Matura kommt für mich also nicht in Frage.“
Krauss (FPÖ): SPÖ will eine Schule ohne Leistung
Ähnlich sah das der Generalsekretär der Volkspartei, Christian Stocker. „Dieser Mini-Parteitag der Wiener SPÖ bedeutet einen massiven Angriff auf unser Bildungssystem, denn die Sozialdemokratie will offenbar, dass unsere Kinder nichts mehr lernen. Auch einer Gleichmacherei aller Schüler mit der Gesamtschule erteilen wir als Volkspartei eine klare Absage“, wetterte er.
Bei der FPÖ warnte Bildungssprecher Hermann Brückl vor „Unfug aus dem linken Anti-Leistungsfundus der SPÖ“. Es brauche weiter Schulnoten, und die Reifeprüfung müsse einer Gesamtreform unterzogen werden, „um ihren Wert und ihre Qualität, die unter Schwarz-Grün massiv gelitten haben“ wieder zu steigern. „Die SPÖ will offensichtlich eine Schule ohne Leistung und aus Jugendlichen unmündige und bildungsferne Bürger machen, damit sie ihrer dummen Politik auf den Leim gehen. Diesen Wahnsinnigkeiten gehört eine klare Absage erteilt“, meinte auch der Wiener FPÖ-Klubobmann Maximilian Krauss.
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