Keine Notfallpläne für Gas-Krise: Industrie irritiert über Gewessler
Lange wollte sich Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) durch ihre Gas-Krise “durchwurschteln”. Doch die Alarmglocken läuten mittlerweile immer lauter. Die heimische Industrie fühlt sich im Stich gelassen – von Gewesslers „Notfallplänen“ weiß man dort nichts, Informationen gibt es keine.
Bleiben Gaslieferungen aus Russland aus, hat das dramatische Folgen. Der Chef von Österreichs größtem Stahlerzeuger, der Voestalpine in Linz, Herbert Eibensteiner, lässt mit einer Aussage aufhorchen: “Gespräche mit der Regierung über die Krisenlage gibt es nur sporadisch”. Für seine 24.000 Mitarbeiter hätte ein Gas-Stopp aber weitreichende Konsequenzen. Auch einen völligen Produktions-Stopp stellte er in den Raum.
Situation der Branche ist dramatisch
Auch Manfred Kudrna von der Wirtschaftskammer (WKO) berichtete dem eXXpress bereits von dramatischen Rückmeldungen aus der Industrie: „Die Stahlunternehmen haben Angst, ihre Produktion einstellen zu müssen. “Die Unternehmen hätten zwar Reserven, doch wie lange die reichten, könne man nicht genau sagen. Die Gas-Abhängigkeit Österreichs von russischem Gas wird von der WKO bekrittelt – hier hätte man schon längst diversifizieren müssen. Die Situation in der Branche sei jedenfalls „dramatisch“.
Industrie wird nicht in Planung eingebunden
Dramatisch ist diese Abhängigkeit aber natürlich nicht nur für die Stahlerzeuger. Auch die Lebensmittelindustrie ist massiv betroffen. Im Fall eines Komplettausfalls “fehlen uns immer noch die konkreten Notfallpläne”, kritisiert Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Verbands der Lebensmittelindustrie im “Standard”. Und auch sie mahnt: “Wir müssen intensiver in diese Planungen eingebunden werden.” Doch aus Gewesslers Energieministerium kommt … nichts.
Kein Gas - keine Milch
Die gesamte Nahrungsmittelindustrie sei zu 100 Prozent von russischem Gas abhängig. Auch Obst, Gemüse, Fleisch und Milch sind da keine Ausahme. Brisant: Viele Unternehmen aus der Branche rüsteten in der Produktion vor Jahren von Öl auf Gas um. Alternative Energien dienen aber vor allem der Beheizung und Kühlung von Produktionen oder dem Betrieb von Dienstflotten.
Kaum Alternativen zu Gas
Mit unzähligen Mails, Telefonaten und Nachrichten versuchte der eXXpress zu recherchieren, wie es nach einem Aus von Putins Gas weitergeht. Ministerium, Gas-Versorger, Experten – sie alle hatten die gleiche Antwort: “Es ist kompliziert – wir wissen es nicht”. Alternativen zu Gas gibt es de facto kaum, heißt es auch aus der Papierindustrie. Kurzfristig könne der eine oder andere Konzern zwar auf Öl umstellen. Das würde jedoch nicht ausreichen, um alle Produktionskapazitäten aufrecht zu halten.
Kommentare