Kickl hob bei seiner Rede am Mittwochabend mit folgenden Worten an: „Ich muss aufpassen, dass ich nicht alles zusammenhaue, was ich mir in den letzten Monaten an Seriosität erarbeitet habe. Jucken tät es mich schon.“

Wie er betonte, sieht er sich nicht als der Doch-Nicht-Kanzler, wie ihn kritische Medien immer wieder benannten, sondern als “Noch-Nicht-Kanzler”. Denn: Das “Projekt der Volkskanzlerschaft” sei lediglich “verschoben“. Und wenn es dann einmal soweit sei, werde er „mit dem Kärcher in jede Ecke hineinfahren“, so der FPÖ-Chef.

Erwartungsgemäß feuerte Kickl auch etliche Breitseiten auf die „Anti-Kickl-Koalition“ ab: Bundeskanzler Christian Stocker wolle auch für die da sein, die ihn nicht gewählt hätten. Sein beißender Spott hörte sich im O-Ton so an: „Achtung, Herr Stocker: Kein Mensch hat Sie gewählt. Jetzt haben wir einen Bundeskanzler ohne Wähler, ohne Haare und ohne Hals. Babler wiederum soll ein Choleriker sein, sagt seine neue Regierungspartnerin, die NATO-Beate.“

Wie schon sein Vorredner Manfred Haimbuchner, Chef der FPÖ Oberösterreich, lobte auch Kickl US-Präsident Donald Trump: „Im Weißen Haus wird jetzt wieder Klartext geredet. Auch mit einem gewissen Herrn Selenskyj, der einiges am Kerbholz hat.“

Herbert KicklIMAGO/Daniel Scharinger

"Diesen Mix aus Marx und Murks mit pinken Stützrädern wird es bald zerreißen“

Nach einem kurzen Ausritt zu Trump kam Kickl aber wieder rasch auf die Innenpolitik zu sprechen: „Diesen Mix aus Marx und Murks mit pinken Stützrädern wird es bald zerreißen“, prognostizierte der FPÖ-Chef. Selbstredend wäre er gerne als Kanzler nach Ried gekommen. „Aber unser Gegenüber hatte es nicht so mit der Ehrlichkeit.“ Damit bezog er sich auf die ÖVP, mit der die Koalitionsverhandlungen der FPÖ gescheitert waren.

Abermals auf die ÖVP bezogen, sagte Kickl weiter: „Wir haben ein Rückgrat und keinen Gartenschlauch. Wenn ich nur halb so machthungrig wäre wie die ÖVP hätte ich jeden Tag den Sack zumachen können. Aber damit hätte ich euch verraten müssen.“ Er, Kickl, habe keine „kastrierte Kanzler-Marionette der ÖVP“ sein wollen. „Aus mir macht keiner einen zweiten Gusenbauer.“

Schließlich redete er der “Volkskanzlerschaft” noch einmal das Wort. Diese gelte es nun weiterhin konsequent zu verfolgen. Ziel sei es, eine neue, moderne, freie Republik zu erschaffen, in der das Volk das Sagen habe. Was die “Verlierer-Ampel” demgegenüber offenbare, sei ein Trauerspiel, bei dem es ausschließlich um Posten ginge. Kickl sagte der neuen Regierung deshalb inbrünstig den Kampf an, an dessen Ende vielleicht sogar eine FPÖ-Alleinregierung rausschauen könnte.

Herbert KicklIMAGO/Daniel Scharinger