
Kickl verspricht knallharten Sparkurs im ORF – vor allem bei den „Großkassierern“
Der ORF-Stiftungsrat beschwert sich bereits über die von Blau-Schwarz geplanten Sparmaßnahmen. FPÖ-Chef Herbert Kickl kontert: Man wolle vor allem an die Luxusgehälter am Küniglberg ran. 19 Prozent verdienen am Küniglberg mehr als 100.000 Euro im Jahr. Die FPÖ will dem „Gagenparadies“ ein Ende setzen und plant zudem eine Strukturreform.
Die von Blau-Schwarz geplanten Sparmaßnahmen lassen bei ORF-Stiftungsratspräsident Lothar Lockl die Alarmglocken schrillen. Mit „Kürzungen von 100 bis 150 Millionen Euro“ werde „eine rote Linie überschritten”, sagte er dem „Standard“. Das ginge zu Lasten des Sportangebots, der Landesstudios und der regionalen Starnächte.
Der Konter von FPÖ-Chef Herbert Kickl ließ nicht lange auf sich warten: „Das versteht die ORF-Spitze unter ‚Sparen‘“, kommentierte er sarkastisch auf Facebook. Gemäß Lockl müssten also „die Top-Gehälter der ORF-Führung jedenfalls weiterbezahlt werden; dafür wird aus dem Programm dasjenige Öffentlich-Rechtliche gestrichen, was noch Zuschauer hat.“
Die FPÖ stelle sich das Sparen im ORF ganz anders vor: „Bei den ‚Großkassierern‘ und Privilegien wird gespart. Dafür soll öffentlich-rechtlicher Inhalt erhalten werden statt eines Angebots, das mit der Erfüllung dieses Auftrags gar nichts zu tun hat.“
ORF-Mitarbeiter verdienen weit über dem österreichweiten Schnitt
Kickls Ankündigungen sorgen auch am Freitag für Gesprächsstoff in den Verhandlungen, denn die drehen sich an diesem Tag um den Medienbereich. Die Freiheitlichen wollen die Gehälter der ORF-Spitze am Küniglberg radikal kürzen, wie sie betonen. Sie verweisen seit langem auf die „Gehaltsexzesse der ORF-Spitzenverdiener“.
Anlässlich eines FPÖ-Antrags zur Abschaffung der ORF-Gebühr im Vorjahr kritisierte die freiheitliche Nationalratsabgeordnete Dagmar Belakowitsch die überdurchschnittlich hohen Gehälter am Küniglberg: „Drei Viertel aller österreichischen Arbeitnehmer verdienten 2022 pro Jahr bis maximal 50.000 Euro brutto – beim ORF musste im selben Zeitraum nur einer von fünf Mitarbeitern mit einem solchen Jahresgehalt vorliebnehmen (21 Prozent). Gleich 60 Prozent der ORF-Arbeitnehmer durften sich dafür über ein Jahresgehalt zwischen 50.000 und 100.000 Euro freuen – in Restösterreich kam nur einer von fünf Arbeitnehmern auf ein ähnliches Gehalt.“

Am gravierendsten sei der Kontrast aber bei den Spitzengehältern: „19 Prozent der ORF-Mitarbeiter kassieren über 100.000 Euro brutto pro Jahr, in der österreichischen Arbeitnehmerschaft sind nur vier Prozent in diesem Topsegment.“ Schluss mit dem „Gagenparadies am Küniglberg“ lautet die Devise der Freiheitlichen.
„Licht ins Dunkel“-Geschäftsführer verdient mehr als ORF-General
Für Kopfschütteln sorgte auch die Gehaltspyramide: „Licht ins Dunkel“-Geschäftsführer – und Ex-Grünen-Politiker – Pius Strobl verdient mit 425.677,43 Euro im Jahr noch mehr als ORF-Generaldirektor Roland Weißmann. Überdies scheint er in seinem Job „nicht ganz ausgelastet“ zu sein, wie Belakowitsch kritisiert. Strobl besserte seine Gage mit durchschnittlich 2.500 Euro pro Monat aus Nebentätigkeiten auf.
Spitzenreiter bei den Nebeneinkünften war Ö3-Moderator Andreas Knoll: „Er stockte sein Brutto-Jahreseinkommen von 190.242,08 Euro mit zusätzlichen 9.600 Euro pro Monat auf. Fleißig im Geschäft mit Nebeneinkünften war auch der ZIB2-Moderator Armin Wolf, der sich durchschnittlich monatlich 3.837,80 Euro dazuverdiente. Mit 252.780,08 Euro ORF-Gage liegt er an elfter Stelle der Gehaltspyramide“.
100 bis 140 Millionen einsparen durch Strukturreform
Laut „Heute“ strebt die FPÖ zudem eine Strukturreform an, die jährlich 100 bis 140 Millionen einsparen soll – „ohne Qualitätsverlust für das Publikum“, wie betont wird. Die Rede ist von einer Zusammenlegung von ORF 1 und ORF III und dem Aus für den Radiosender FM4.
Die Abschaffung der ORF-Haushaltsabgabe würde auch die Verwaltungskosten senken. Die Einhebung der GIS-Gebühr kostete bisher jährlich sieben Millionen Euro. „Der Nachfolger OBS (ORF-Beitragsservice) soll 2025 hochgerechnet mit rund 23 Millionen Euro im Jahr zu Buche schlagen, ärgern sich Küniglberg-Insider“, berichtete „Heute“.
Geht es nach den Freiheitlichen, dann soll die Gebühr bis 2026 um ein Drittel auf 128 Euro pro Jahr sinken und 2027 schließlich ganz entfallen.
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