Eine herunter gerissene Israelfahne, Drohbriefe, Schmierereien wie „Kill Jews“ oder sogenannte „Hamas-Dreiecke“: Antisemitische Vorfälle sind im Jahr 2024 um 32,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt die Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) in ihrem neuen Report. Das ist ein weiterer Negativrekord nach 2023, dem Jahr, wo die Zahlen bereits ein Rekordhoch erreichten.

Der Höhepunkt war der Dezember 2023 mit 294 Vorfällen. Als Auslöser dafür nennt der Bericht den 7. Oktober 2023, als die radikal-islamistische Terrorgruppe Hamas Israel angriff und 251 israelische Geiseln in den Gazastreifen verschleppte. Die militärischen Reaktionen Israels auf den Angriff der Hamas löste eine internationale Welle von Judenhass und Antisemitismus aus.

Propalästinensische Aktivisten besetzen einen Saal der Berliner Humboldt-Universität und beschmieren die Wände mit antisemitischen Parolen.IMAGO/IMAGO / Future Image

Spitzenreiter: Taten mit muslimischem Hintergrund

Insgesamt wurden 1.520 antisemitische Vorfälle registriert. 2023 waren es „nur“ 1.147. Dazu zählen Verletzendes Verhalten (626 Vorfälle), Massenzuschriften (616 Vorfälle), Sachbeschädigungen (216), Bedrohungen (38) und Angriffe (24).

Interessant: Auffällig ist, dass antisemitische Taten mit muslimischem Hintergrund (29,8 Prozent) und solche mit ideologisch linkem (24,7 Prozent), Vorfälle mit rechtem Hintergrund (14,7 Prozent) an der Spitze abgelöst haben. 30,8 Prozent aller Taten sind nicht zuordbar.

Auch brisant: Mehr als die Hälfte aller physischen Angriffe kommt von muslimischen Tätern. Muslimisch motivierte Vorfälle sind auch Spitzenreiter in den Kategorien „Massenzuschriften“ (270 Fälle von 616), „Bedrohungen“ (17 von 38 ) und „Verletzendes Verhalten“ (141 von 62)  – wobei sie bei den letzten drei Kategorien an Platz 2 hinter den ideologisch nicht zuordbaren Vorfällen stehen.

Screenshot / Jahresbericht 2024 IKG

2022 mehr als Hälfte aller Vorfälle von rechts

Zum Vergleich: 2022 waren noch mehr als die Hälfe (55 Prozent) aller Taten ideologisch rechts motiviert, 20 Prozent links und nur 9 Prozent muslimisch.

2023, im Schatten des 7. Oktobers, machten antisemitische Vorfälle mit muslimischem Hintergrund bereits 25 Prozent aus.

Antisemitismus unter arabischsprachigen Jugendlichen verbreitet

Besonders bedenklich ist, dass antisemitische Haltungen unter jungen Leuten, speziell den 16- bis 25-Jährigen, zunehmen, wie die jüngst veröffentliche Antisemitismus-Studie des Parlaments ergab. Arabisch- und türkischsprachige Jugendliche in Österreich stimmten antisemitischen Aussagen überproportional zu – zum Beispiel jener: „In Berichten über Konzentrationslager und Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg wird vieles übertrieben dargestellt.“