Klinsmann, Poldi & Co. „Schuld am Rechtsruck“ gegeben – Faeser-Behörde löscht Video
Es ist ein irres Video, das die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung auf ihrer Instagram-Seite veröffentlichte und das seitdem für Riesen-Empörung sorgt: „Sind Poldi, Klinsi und Co. schuld am Rechtsruck in Deutschland?“, fragte die Bildungs-Influencerin Susanne Siegert rhetorisch. Nun hat die Bundeszentrale für politische Bildung es sogar gelöscht.
Die These des aktivistischen Beitrags: Der Party-Patriotismus aus der Zeit des Sommermärchens 2006 hat acht Jahre später die Pegida-Bewegung verursacht. Das polemisch präsentierte Geschichts- und Deutschlandbild ist simpel gestrickt: Bis 2006 soll Deutschland nur für Weltkriege und den Fall der Mauer bekannt gewesen sein, dann kam das Sommermärchen 2006, mit dem Deutschland sich der Welt freundlich und lebensfroh präsentierte – und das soll nun auch wieder schlecht sein…
Aufregung im Netz
Die Reaktionen in den sozialen Medien zeigen: Die Bundeszentrale für politische Bildung “betreibt linken Aktivismus gegen die Mehrheit der Bevölkerung”. Einer sagt, dass “solche Videos für einen Rechtsruck sorgen”, ein anderer sieht “die Glaubwürdigkeit der Bundeszentrale für politische Bildung verloren gehen”. Ein Dritter fragt sich sogar, “ob die Bildungsinstitution bekifft ist”.
„Der Schwachsinn ist nicht mehr zu fassen“, heißt es zudem auf X (früher Twitter). Fast 3500 Leute stimmen dem zu.
"Bestenfalls verstörend"
Der sportpolitische Sprecher Philipp Hartewig sagte zu NIUS: „Das Video ist bestenfalls verstörend, aber eigentlich nur irre. Es kann nicht dem Auftrag der bpb entsprechen, wenn ohne Fakten über einen Zusammenhang zwischen dem Sommermärchen 2006, Pegida sowie rechten Entwicklungen fabuliert wird.“ Fußball könne nicht die Ursache für einen Rechtsruck sein.
Die Reaktion aus dem deutschen Innenministerium
NIUS fragte das Innenministerium: Mit welcher Motivation wurde das Video aufgenommen und publiziert? Die Antwort zusammengefasst: Im Video wurde die in der Frankfurter Rundschau vertretene These des Politikwissenschaftlers Clemens Heni aufgegriffen. Im Video würde „keine Positionierung zu der These vorgenommen“. Der Pressesprecher schreibt:
Das Aufgreifen der These soll zur Auseinandersetzung mit dem Thema und Reflektion über die Bedeutung von Nationalismus und Patriotismus im Fußball anregen. Die durch ein Community Management begleitete Diskussion unter den Nutzer/-innen auf Instagram unterstützt im Sinne des Beutelsbacher Konsens eine differenzierte und kritische Auseinandersetzung mit dem Inhalt. Die bpb-Redaktion stellt hier weiterführende Informationen, Quellen und Hintergründe zur Diskussion bereit, unter anderem um die unterschiedlichen Perspektiven abzubilden. Hier erfolgt auch eine weitere Einordnung in den Gesamtdiskurs, der im Hinblick auf das Erstarken rechtspopulistischer und –extremer Narrative in Deutschland geführt wird.
NIUS fragte außerdem, ob das Video mit dem Innenministerium abgestimmt wurde. Die Antwort:
Die Videoreihe „Politik raus aus den Stadien“ ist Teil der Maßnahmen der bpb im Rahmen des Begleitprogramms des BMI der UEFA Euro 2024 „Heimspiel für Europa“. Die bpb setzt neun der insgesamt 21 Maßnahmen des BMI-Begleitprogramms um. Die inhaltliche Ausgestaltung des Formats liegt im Verantwortungsbereich der bpb und wird nicht mit dem BMI abgestimmt.
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