Krach zwischen Franziskus und Milei: „Der Markt ist eine falsche Gottheit“
Papst Franziskus und Präsident Javier Milei sind Landsleute, die sich kein Blatt vor den Mund nehmen. Mit Blick auf die freie Marktwirtschaft vertreten die beiden Argentinier entgegengesetzte Ansichten. Dennoch verlief eine Audienz zwischen beiden vor kurzem sehr herzlich. Nun kracht es wieder.
Papst Franziskus hat offen die marktliberalen Ansichten seines Landsmanns, des argentinischen Präsidenten Javier Milei, kritisiert. „Der Staat, heute wichtiger denn je, ist dazu aufgerufen, eine wichtige Rolle bei der Umverteilung und der sozialen Gerechtigkeit zu spielen“, erklärte das katholische Kirchenoberhaupt in einer Videobotschaft anlässlich der Einweihung des Sitzes der katholischen Richterverbandes Copaju in Buenos Aires.
Franziskus warnt vor „Göttin der Gewinne“, Milei warnt vor dem „Staat“
Dann wurde der Papst noch deutlicher: „Der Gott des Marktes und die Göttin der Gewinne sind falsche Gottheiten, die uns zur Entmenschlichung und der Zerstörung des Planeten führen.“ Franziskus erwähnte den Präsidenten seines Heimatlandes allerdings mit keinem Wort, jedoch bezog er sich unzweideutig auf dessen Weltanschauung.
In deutlichem Kontrast zu Franziskus, der einen starken Staat einmahnte, hatte Milei beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos erklärt: „Der Staat ist nicht die Lösung, der Staat ist das Problem.“ Steuern und soziale Sicherungssysteme sind für Milei Raub, die staatlichen Behörden sollen auf ein Minimum zusammengestutzt werden.
Regierungssprecher: „Sind nicht einverstanden, aber das ist schon in Ordnung“
Die Worte des Papstes waren der Regierung in Buenos Aires nicht entgangen. Regierungssprecher Manuel Adorni kommentierte: „Wir sind mit einigen Äußerungen nicht einverstanden, aber das ist schon in Ordnung. Der Papst ist ein spiritueller Führer und wir regieren Argentinien, wo es überall Probleme gibt“, sagte er. Zu den Aussagen von Franziskus meinte er: „Das sind Sätze, die schön klingen, aber nichts bringen. Wenn soziale Gerechtigkeit bedeutet, den einen etwas wegzunehmen und es anderen zu geben, hat es in Argentinien nur dazu geführt, dass 50 Prozent der Menschen in Armut leben.“
Vor Beginn seiner Amtszeit hatte Milei den Papst als „Dummkopf“ und sogar als „Hurensohn“ beschimpft, der für den Kommunismus werbe. Davon war vor gut zwei Wochen bei einer Audienz nichts zu spüren. Sie war trotz der entgegengesetzten Ansichten der beiden Argentinier herzlich verlaufen. Bei einem ersten Treffen am Vortag hatten sich die Männer sogar umarmt.
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