Krieg in der Ukraine: CDU-Politikerin fordert Teil-Abriss von Russen-Denkmal
Um das Sowjet-Ehrendenkmal im Berliner Tiergarten ist angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine eine heftige Diskussion entbrannt: Politikerin Stefanie Bung (CDU) fordert nun den Abriss der beiden Panzer, die das Denkmal flankieren.
Nach 55 Tagen Krieg in der Ukraine verschärfen sich nicht nur die Kampfhandlungen im Kriegsgebiet, sondern auch gewisse Diskussionen immer mehr. Der eXXpress hatte bereits kurz nach Beginn der russischen Invasion der Ukraine die Frage in den Raum gestellt, ob angesichts des blutigen Angriffskriegs in der Ukraine ein großes Ehrendenkmal für die Soldaten der Sowjetunion, welche im zweiten Weltkrieg für die Befreiung Österreichs kämpften, noch zeitgemäß ist.
CDU-Abgeordnete will Panzer von Denkmal entfernen lassen
Ein ähnliches Denkmal steht auch in der deutschen Hauptstadt: Das sowjetische Ehrenmal im Berliner Tiergarten soll an die Soldaten erinnern, die während des zweiten Weltkriegs bei der Schlacht um Berlin ums Leben kamen – rund 2500 sind im hinteren Teil des Ehrenmals beigesetzt worden. Zum Denkmal gehören auch zwei Panzer. Die stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Stefanie Bung, fordert nun angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine, die Panzer abbauen zu lassen. Der Senat sieht das kritisch und verweist darauf, dass auch ukrainische Soldaten an der Befreiung Berlins teilgenommen haben.
Grüne Bürgermeisterin argumentiert mit Bedeutsamkeit des Gedenkens
“Hier geht es um das Gedenken der Toten des Zweiten Weltkriegs, in dem auf Seiten der Roten Armee Soldaten vieler Nationalitäten der Sowjetunion, darunter etliche russische und ukrainische, im Kampf gegen das Nazi-Regime starben“, erklärte Berlins Umweltsenatorin und Bürgermeisterin Bettina Jarasch (Grüne).
Berlin habe im Auftrag des Bundes nach den 2+4-Verträgen die Pflege der sowjetischen Ehrenmale übernommen. Dieses Gedenken bleibe bedeutsam, auch in seiner historischen Gestalt, argumentierte Jarasch – also einschließlich der historischen Panzer, die als Teil des Ehrenmals auf Sockeln unmittelbar an der Straße des 17. Juni stehen. Dabei beruft sich Jarasch auf den 1990 abgeschlossenen Staatsvertrag zwischen Bundesrepublik, DDR und den vier Siegermächten des Zweiten Weltkriegs, in dessen Rahmen auch Erhalt und Pflege der Ehrenmale vereinbart wurden. In Berlin ist dafür die Umweltverwaltung zuständig.
Bung: Panzer sind "Symbole der aggressiven und verachtenden Kriegsführung Putins"
Die CDU-Politikerin Bung hatte angeregt, die Panzer wegen des Kriegs in der Ukraine zu entfernen. Die Abgeordnete argumentiert, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe den Blick auf das Denkmal verändert. Die Rote Armee habe einen wesentlichen Beitrag zur Befreiung vom Nazi-Regime geleistet, schrieb Bung in einem Entwurf für einen Antrag ans Abgeordnetenhaus, mit dem der Senat aufgefordert werden soll, sich beim Bund dafür einzusetzen, die Panzer zu entfernen.
Heute stünden die Panzer in Tiergarten aber nicht mehr nur für die Befreiung Deutschlands und Europas vom Nazi-Faschismus durch die Sowjetunion, sondern würden “zu Symbolen der aggressiven und territoriale Grenzen und Menschenleben missachtenden Kriegsführung des Putin-Regimes”.
"Unfug": Linke meint, CDU-Politikerin gehe "Putin-Propaganda auf den Leim"
“Längst rollen russische Panzer in Europa – in der Ukraine – dem Land, aus dem viele der im Tiergarten beigesetzten Soldaten ursprünglich stammten.” Die historischen Panzer am sowjetischen Ehrenmal müssten aus dem Berliner Stadtbild verschwinden. Noch ist in Berlin für Bungs Forderung allerdings keine Mehrheit abzusehen. Die CDU-Fraktion habe das Thema bisher noch nicht diskutiert, sagte ein Sprecher am Dienstag.
Der Vorschlag sei ziemlicher Unfug, kritisierte der Landesgeschäftsführer der Linke, Sebastian Koch. Bung gehe der Propaganda von Wladimir Putin voll auf den Leim, der die Befreiung vom Hitler-Faschismus gern in einen rein “russischen” Erfolg umdeuten wolle. “Tatsächlich waren in der Roten Armee allerdings viele Völker der ehemaligen Sowjetunion verbunden.” An der Befreiung Berlins seien auch Soldaten aus der Ukraine und aus Polen beteiligt gewesen.
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